In dem dritten Teil der Reihe zu Facilitation Ideen ohne Technik-Schick-Schnack möchte ich dir heute sieben Übungen vorstellen, bei denen unsere Hände und Arme in Aktion treten. Sechs davon findest dn in der Übersicht im Titelbild. Idee Nummer 7 gilt als Bonus ;-)
In dem ersten Beitrag findest du einen Mix aus Tools und Übungen, in dem zweiten Beitrag war das Thema Zuhören im Fokus.
1. Mikrophone an und los!
Die erste Übung wird im oberen Video kurz erklärt. Du kannst die Komplexität oder die Schwierigkeit der Aufgabe beliebig steigern. Das Beste aus meiner Sicht: immer dann, wenn wir auf einen Teilnehmer warten, können wir mit Hilfe dieser Übung sowohl zum Lachen als auch ins Schwitzen kommen. Und Bewegung ist in der heutigen Zeit echt so was von notwendig!!
2. Das chinesische Porzellan
Wenn es dir und deiner Gruppe eher nach achtsamer Bewegung ist, dann probiert die Übung, die ich von meinem Lieblings-Spielkollegen Julian Kea gelernt habe: das aufmerksame Bewegen einer sehr teueren (imaginären) Porzellantasse. Das läuft so:
Rechte Hand ausstrecken, sich eine Tasse auf der Handfläche vorstellen, dann mit der Hand zuerst einen Kreis über dem Kopf machen und auf dem Rückweg – der Form einer liegenden Acht folgend – von hinten unter dem Arm und wieder zurück nach vorne. Wenn das mit der präferierten Hand gut funktioniert, die andere Hand ausprobieren. Darauf achten, dass die Tasse nicht runter fällt! Zum Schluss eine symmetrische Bewegung mit beiden Armen und beiden Handflächen.
Die Übung funktioniert am Besten im Stehen. Wenn es für deine Teilnehmer möglich ist, steht alle auf.
3. Gleichschenkliges Dreieck
Das von vielen Moderatoren und Trainern beliebtes Spiel, bei dem jeder Teilnehmer – auf einer freien Fläche stehend – sich zwei Personen aussucht und anschließend ein gleichschenkliges Dreieck bildet (s. auch als Übung ind en Wondercards), lässt sich natürlich auf einem Whiteboard abbilden. Jedoch fehlt dann das räumliche Erlebnis.
Die Version mit den Händen und der Galerie-Ansicht in Zoom/Teams hat mein sehr geschätzter Kollege Bernhard Sterchi vorgeschlagen. Statt sich im Raum zu positionieren, positionieren die Teilnehmer ihre Hände in Referenz zu den ausgesuchten Personen. Die Aufgabe lautet, die eigene Hand so weit wie möglich von den Handpositionen beider Referenzpersonen zu bewegen. Wenn zum Beispiel die Hand einer Person unten in der Mitte und die Hand anderer Person unten links ist, muss die eigene Hand irgendwo oben rechts sein. Und wieder, wenn beide Referenzen sich bewegen, folgt eine Anpassung der eigenen Handposition.
Funktioniert auch mit einer Hand und einer Referenzperson. Debriefing auf Themen wie Zusammenarbeit, Selbstorganisation, Schwarmintelligenz, Zuhören, Achtsamkeit…
🌈 Mehr grandiose Ideen für (online) Moderation findest du in dem Set der Wondercards.
4. Stop faster
Stop faster ist eins meiner Lieblingsübungen ohne Technik-Schick-Schnack! Kennengelernt habe ich es auf der #play14, dort damals in einem Raum und viel Bewegung. Die online Version funktioniert sowohl im Stehen als auch im Sitzen, und auch hier habe ich ein kurzes Video für dich.
Diese Übung ist ebenfalls Bestandteil der Wondercards.
5. Flugzeuge und Schiffe
Ein absolutes Schätzchen unter den Übungen mit den Händen, die auch online wunderbar sind, habe ich bei meiner New Work Kollegin Nicole Anzinger gelernt. Diese Übung involviert nicht nur die Hände, sondern auch ein Blatt Papier und gern auch ein paar Buntstifte. Entführe deine Teilnehmer in die analoge Welt!
In dem ersten Teil der Übung bittest du die Teilnehmer darum, ein Papierflugzeug zu bauen. Da manche von uns das längst verlernt haben, zeigst du eine Anleitung auf den Bildschirm. Bitte achte darauf, dass die von dir ausgesuchte Anleitung möglichst asymmetrische Falten in das Papier bringt, zum Beispiel so:
Haben die ersten Teilnehmer bereits ein fertiges Flugzeug, können sie es eine Runde fliegen lassen (und dann aufstehen, um es aufzuheben :-)).
Bitte nun die alle, das Flugzeug zu personalisieren, indem sie ihm einen Namen geben oder ihre eigene Stärken auf die Flügel zeichnen. Nimmt euch zusammen Zeit, das Ergebnis zu wertschätzen.
In der zweiten Phase der Übung wird das Papierflugzeug auseinander gefaltet. Die Teilnehmer sollen nun aus dem gleichen Blatt Papier ein Schiff falten, ebenfalls nach einer von dir vorgegebenen Anleitung, zum Beispiel:
Da das Papier bereits “benutzt” ist, und die “alten” Faltstellen nicht zu den neuen Anforderungen passen, ist dieser Vorgang mit einer Mischung an Emotionen verbunden. Auch die ursprünglichen Zeichnungen erscheinen nun an seltsamen Stellen.
Ich nutze diese Übung im Kontext von Change und spreche mit den Teilnehmern einfach nur darüber, was sie während der Übung gedacht und gefühlt haben, und wie das zu ihrem persönlichen Umgang mit Change passt.
6. Danish Clapping Game
Überraschenderweise funktioniert Danish Camping Game online fast besser als in einem physischen Raum. Ich teile Teilnehmer in Paare, lasse sie aber alle in der einen Gruppe (keine Breakout Rooms). Manchmal sind auch Beobachter nützlich. Anschließend spielen wir 1-2 Runden mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden. Die Erkenntnisse der Spieler sind sehr von dem Kontext des Workshops abhängig, daher probierst du das vielleicht einfach aus. Eine sehr detaillierte Beschreibung findest du bei Thomas Jorré.
Wenn du deine Erfahrungen dazu mit mir teilen magst, freue ich mich sehr :-)
Bonus: Talking Hands
Als Kind haben viele von uns “talking hands” gespielt: Jemand steckt seine Arme nach hinten, und jemand anders steckt seine Arme unten drunter nach vorne, und während die eine Person spricht, gestikuliert die zweite Person (von der wir nur die Arme sehen) dazu. Manchmal halten sich die “fremden” Arme auch nicht an den Text und machen einfach Quatsch.
Wie ich das nutze? Ich schalte mein Video aus und sage, die Teilnehmer sollen mit Gesten und Mimik meine gesprochenen Worte abbilden. Zweite Variante: Wir lesen reihum einen Text: jeweils ein Teilnehmer liest, alle anderen müssen die Gesten nachmachen, die zu der Intonation passen.
Sehr passend ist das in einer internationaler Gruppe. Da bitte ich alle, etwas in ihrer Muttersprache zu sagen, und wir machen die Gestik dazu (oft ohne den Inhalt zu verstehen).
Im Debriefing kann von lustig bis zu sehr ernst alles vorkommen. Auch hier sind die Teilnehmer reichlich aktiviert und haben sich gut bewegt.
Und darauf kam es in diesem Teil der Übungen ohne Technik-Schick-Schnack an.
Viel Spaß bei der Umsetzung und viele gute Session!
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