Meine Tochter weint am Telefon, und ich kann sie nicht umarmen. Seit August letzten Jahres ist sie Schülerin in Minneapolis, und was als eine große Abenteuerreise begann, zeigt uns nun, wo unsere Grenzen sind und wie wir wachsen können.
Letzte Woche habe ich einen Blog gelesen, der sehr gut beschreibt, wie es mir geht:
Ich schreibe diese Worte, weil ich hier mit Dir stehe – verdutzt, ein bisschen ängstlich vielleicht, aber auch mit dem Gefühl einer neuen Möglichkeit – an diesem Punkt, wo sich die Wege scheiden. Lass uns gemeinsam schauen, wohin einige von ihnen führen.
Charles Eisenstein
Wachsen, Neues ausprobieren, neue Wege gehen – das ist nicht immer aufregend und spaßig. Oft tut das weh und ist unangenehm.
Wachsen heißt nicht immer, größer zu werden
Ich träume, dass ich eine Gruppe moderiere. Eine richtig große Gruppe mit Pausen und ehrgeizigen Zielen. Mit Rücksprachen wegen Uhrzeiten und Abstimmung, ob wir bei den Zielen bleiben. Im Schlaf schon merke ich, wie sehr mir meine Arbeit fehlt. Als ich aufwache, bin ich baff, weil ich mich nicht unglücklich fühle. Ja, ich habe seit fünf Wochen keine “Arbeit” in dem Sinne, dass ich mit etwas Geld verdiene. Ich bin fast immer zuhause, ich bin sogar am Anfang dem allgemeinen Aktivismus gefolgt und habe versucht, alles zu digitalisieren, was bei drei nicht auf Baum ist.
Das habe ich dann recht schnell gelassen. Ich glaube daran, dass Wachstum anderes funktioniert. Und ich denke, dass auch jetzt, wo ich mich teilweise klein und unsichtbar fühle, ich wachse. Weil ich die Zeit und die Ruhe habe, NICHT nachzudenken. Ich wachse, weil ich NICHT weiß, wie das in meiner jetzigen Situation geht. Ich lasse die Evolution für mich arbeiten.
Ganz schön verrückt, diese Gelassenheit. Oder?
In meinem Moderations-Traum bin ich aufgeregt, und ich werde richtig motzig, als die Gruppe nicht rechtzeitig aus der Pause zurück kommt. Schnellen Schrittes gehe ich zu der Kaffeemaschine und frage:
“Wollen wir weiter machen?”
Was eine ganz normale Frage aus der Zeit vor Corona war (die stellt, glaube ich, fast jeder Moderator in einem Workshop oder Training), klingt in meinem Traum nach einer Grundsatzfrage.
- Wollen wir weiter machen?
- Wollen wir uns entwickeln?
- Wollen wir wachsen?
Was sagst du dazu?
Ein Fest während der Pest
Dieses kleine Stück mit nur einer Szene ist die Übersetzung eines Fragments aus The City of the Plague, einem Stück des schottischen Dichters John Wilson über die Londoner Pest von 1665. 1830 schrieb der russische Dichter Puschkin ein Stück namens “Пир во время чумы” (Ein Fest während der Pest). Damals war es wegen der erste Choleraepidemie in der russischen Geschichte so #StayAtHome, wie wir es im Moment sein sollten. Das Stück basiert auf einem Gedicht seines schottischen Kollegen John Wilson über die Londoner Pest von 1665. In beiden Stücken wird eine Szene dargestellt, in der Menschen mitten in einer Epidemie draußen auf der Straße ein Festmahl veranstalten. Ein vorbeigehender Priester reden ihnen ins Gewissen und fordert sie auf, mit dem Festmahl aufzuhören und nach Hause zu gehen, aber die Feiernden widersprechen ihm, dass ihre Häuser dunkel sind und ihre Jugend Freude liebt.
Worauf ich hinaus will?
Wir haben nun einen Plan zur Rückkehr in das “normale” Leben von unserer Regierung erläutert bekommen, und Tag später sitzen Menschen wieder in Gruppen und trinken zusammen, als wäre der Kontaktverbot aufgehoben. In manchen Fällen wird die Polizei gerufen und eine Strafe wird fällig. Ich würde so etwas nicht “petzen”, aber baff bin ich und innerlich mit dem Kopf schüttele ich auch.
Können wir einfach so tun, als wäre nichts gewesen?
Was denkst du?
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Я так надеюсь, что моя Кира вновь сможет хорошо спать…
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