10 Jahre selbst und ständig, Rückschau

petranovskaja 10 jahre

Wenn du selbstständig bist oder darüber nachdenkst, dich selbstständig zu machen, dann lies gern weiter, denn in diesem Artikel teile ich sehr gerne meine Erfahrungen aus zehn Jahren meiner Selbständigkeit. Ich habe an diesem Artikel gefühlt 10 Stunden geschrieben, immer wieder am überlegen, welche meiner Erfahrung nun wirklich wichtig oder es wert sind, geteilt zu werden.

Letztendlich habe ich mich an den Fragen orientiert, die mir über Twitter, LinkedIn und Instagram zu meiner Selbstständigkeit gestellt worden. Ich wünsche dir auf deinem Weg jetzt schon ganz viel Erfolg, Freude und Spaß!

Frage: Wofür würde ich mir am Anfang meiner Selbstständigkeit mehr Zeit und Fokus nehmen?

Der Beginn meiner Selbstständigkeit war voller Sorgen. Ich denke, so geht es vielen. Darum würde ich – im Nachhinein betrachtet –meine Zeit besonders am Anfang viel mehr in Beziehungen zu Menschen investieren, die sich mit Themen befassen, die mir wichtig sind. Heute tue ich es verstärkt auf LinkedIn und Twitter, vor zehn Jahren gab es diese Möglichkeit für mich noch nicht. Warum würde ich das machen? Ganz einfach: weil Menschen einander wunderbar unterstützen können!

Daher mein Appel an dich: verlinke dich mit guten Menschen! Sei proaktiv, zeige dich, stelle Fragen und unterstütze andere mit deiner Energie (z. B. indem du aktiv an den Diskussionen teilnimmst).

Frage: Welche Fehler sollen andere Gründer nicht machen?

Zu meinen Fehlern zähle ich vor allem, viel zu viel Geld, Energie und Zeit in Marketing investiert zu haben. Ja, das Marketing ist total unnütz gewesen für mich. Ich habe Logos in Auftrag gegeben, Webseiten poliert, an Weiterbildungen und Kursen teilgenommen, Experten angefragt und viele viele Stunden mit dem Selbstmarketing verbracht. Am Ende des Tages hat mir all dieses Marketing rein gar nichts gebracht, denn meine Aufträge kamen vor allem über Mundpropaganda und Empfehlungen meines Netzwerkes.

Was ich zum Glück umschifft habe, war das Beschaffen von vielen technischen Geräten. Ich sehe bei vielen Kollegen immer wieder, wie viel Geld sie in externe Mikrofone, Einrichtung ihrer Hintergründe, Software, neueste Hardware und so weiter investieren. In dem Bereich, in dem ich tätig bin, (Life Coaching, Moderation und Trainings) ist diese Technik komplett unnötig. Mit den teureren Geräten kann ich keine bessere Dienstleistung vollbringen.

Dritter Punkt an dieser Stelle: investiere in deine Gesundheit! Denn die Gesundheit ist für viele von uns Freelancer eine Voraussetzung, überhaupt Geld verdienen zu können. Sind wir krank, können wir uns ganz vieles von der Backe streichen. Also, gehe regelmäßig zur Vorsorge, zum Chiropraktiker, zum Sport, zur Massage… Kümmere dich darum, dass dein Körper dich gut durch den Stress des Selbstständigseins bringt. Schlafe viel, trinke viel Wasser, esse gesund.

Frage: Wie funktioniert Netzwerken ohne Konkurrenz?

Ich habe in einem der vielen Weiterbildungen folgendes gelernt: möchte ich Unterstützung oder Vernetzung, die lange anhält und uns beiden etwas bedeutet, so reiche ich zuerst meine Hand. Zum Beispiel kann ich jemanden anschreiben, um ihn darauf hinzuweisen, dass auf seiner Webseite ein Tippfehler ist. Darauf hin stelle ich mich kurz vor und sage, warum mir diese Mensch einiges bedeutet. Zum Beispiel, weil ich von ihm viel lernen möchte. Kommt keine Antwort zurück, weiß ich Bescheid: da ist keine Zeit für Vernetzung. Sehr oft habe ich aber über solche spontanen kleinen kurzen E-Mails wunderbare Beziehungen geknüpft mit Menschen, die sonst nach Außen sehr beschäftigt aussahen. Ich bin bis heute mit vielen Menschen verlinkt, die mich inspiriert und weitergebracht haben. Ich bin ihnen sehr dankbar!

Was Social Media angeht, so ist auch hier die Regel sehr einfach: ich fange an, die Beziehung zu bauen. Meldet sich die andere Person gar nicht, so weiß ich: entweder da ist gar keine Person dahinter (Agentur) oder die Person hat kein Interesse an einer echten Beziehung. Dann brauche ich auch nicht weiter an diese Tür zu klopfen. Auch hier habe ich sehr viele gute Erfahrungen gemacht und kann es nur empfehlen, dich proaktiv bei den Personen zu melden, die du spannend und inspirierend findest.

Frage: Wie hast du die ersten zähen Jahre gemeistert?

Ich bin sehr glücklich darüber drei Mentoren in meiner Selbstständigkeit gehabt zu haben. Alle drei Mentoren habe ich mir selbst angefragt, und alle drei haben mir zugesagt, kostenlos Unterstützung zu leisten. Daher hier an dieser Stelle ein einfacher Tipp: finde jemanden, den du inspirierend findest, der dein Vorbild ist. Frage diese Person, ob sie dich in deiner Selbstständigkeit unterstützen kann. Sei dabei bitte sehr präzise: schreibe also ganz genau, was du werden möchtest und warum diese Person dir dabei Unterstützung leisten kann. Ich unterstütze aktuell selbst drei Selbstständige, weil ich diese wunderbare Erfahrungen genau so zurückzahlen möchte, wie ich sie von anderen erhalten habe. Karma eben.

Ein anderer Punkt, der mir sehr geholfen hat: #Zwischenrente. Ich nenne meine Reisen nicht Urlaub, sondern Zwischenrente. Das bedeutet für mich: ich folge dem Vorbild meiner Eltern, die beide mit 72 Jahren immer noch arbeiten, und möchte auch selbst nicht irgendwann in beigen Klamotten mit Bussen durch die Gegend kutschiert werden, nein, ich möchte aktives Leben mitten drin, solange es geht! Da Reisen bekanntlich viel Geld kosten, achte ich da sehr darauf, dass es ein Gleichgewicht zwischen meinem Budget und der Erholung gibt. So habe ich bereits sehr viele Low Budget Reisen gemacht, die mir sehr viel Freude bereitet haben. Es müssen also nicht immer Malediven sein, damit ein breites grinsen auf deinem Gesicht herrscht! Mein Lieblingsbeispiel sind drei Wochen mit dem Auto durch Europa mit dem Tagesbudget von 50 €. Ja, es geht!

Frage: Wie sieht die Arbeitslast bei dir aus?

Wenn ich es mir aussuchen kann, dann arbeite ich für meine Kunden nur am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Montag und Freitag sind für meine eigene Themen reserviert, was die Frage von Madlen beantwortet, wie ich die Balance zwischen den selbst gewählten eigenen Projekten und den Aufträgen halte. Ja, ganz einfach: über eine strikte Kalender-Ordnung. Natürlich geht diese Wochenaufteilung nicht immer auf, dann ist es eben eine Ausnahme. Ich bin sehr stolz darauf, jeweils montags und freitags viel Zeit mit meiner Familie, am Elbstrand oder mit Bücherlesen verbringen zu können. Das gibt mir sehr viel Kraft für die Kundenprojekte.

Frage: Hast du schon mal darüber nachgedacht, dich wieder anstellen zu lassen?

Ja natürlich! Zweimal war ich sehr kurz davor mir wieder einen Job zu suchen. Das Konto war leer, das Auftragsbuch auch. Jedoch hat es auf eine wunderbare Weise immer wieder funktioniert, mich über Wasser zu halten, und ich glaube, das ist eine wichtige Erfahrung.

Frage: Was sind deine Wege, Unterstützung mit Papierkram zu erhalten?

Ich liebe meine Steuerberaterin! Ohne sie wäre ich nirgendwo. Ich weiß, viele Selbständige wollen das Geld sparen und ihre Steuer-Unterlagen lieber selbst machen, ich investiere diese Zeit jedoch viel lieber ins Lernen, Bücher lesen, neue Projekte. Das hat sich bis jetzt aus meiner Sicht immer gelohnt.

Frage: Wie bewahrst du dein Optimismus und deine Kreativität?

Mit kleinen Schritten! Ich tanze, gehe raus, koche mir etwas leckeres, lache über lustige Bilder, rufe Freunde an. Immer dann, wenn ich das Gefühl habe, ich bin leer und ausgelaugt, gebe ich mir Aufmerksamkeit und eine große Portion Selbstumarmung. Ich weiß, nur ich selbst kann mich so trösten, wie ich das brauche. Das war ein langer Lernweg.

Was mir außerdem sehr hilft: Affirmationen und Visualisierungen. Ich habe eine kleine Schachtel, in der meine Lieblingsbilder drin sind. Sehr gerne mache ich sie morgens vor der Arbeit auf, gehe die Bilder einzeln durch, streichle die Motive, erinnere mich daran, was mir wirklich wirklich wichtig ist. Schließlich sollen all die Ikigai Übungen nicht umsonst gewesen sein!

Frage: Wie komme ich an ersten gute Kunden? Wie weiß ich, ob mein Angebot gut ist?

Fake it till you make it. Habe ich irgendwo aufgeschnappt und sehr oft angewendet. Wenn ich denke: dieses Projekt möchte ich unbedingt haben, so gehe ich voll rein! Es passiert auch heute noch, dass der Kunde zu mir nicht passt. Das sind Momente, die gehören einfach dazu. Schließlich läuft in diesem Geschäft sehr viel über persönliche Ebene und gemeinsame Werte.

Das bedeutet: suche dir Kunden, die deine Werte teilen, dann weißt du, dass eine Zusammenarbeit möglich ist. Danach suchst du nach Themen und Projekten, wo ihr gut miteinander arbeiten könnt. Manchmal sind es nicht sofort die Themen, die du später besetzen möchtest. Das macht nichts! Hat der Kunde dich erst mal gern, kommt er ja mal wieder, später kannst du sowohl dein Honorar erhöhen, als auch deinen Anspruch an die Qualität der Projekte.

Ob mein Angebot gut ist? Ich gehe immer davon aus, dass er nicht gut genug ist, wenn der Kunde anspruchsvoll ist. Ich bin sehr gerne bereit, mehr zu geben, weiter zu springen, etwas Neues zu lernen, damit wir in dem gemeinsamen Lernprozess etwas erreichen. Manchmal stelle ich auch fest, dass der Kunde den Anspruch gar nicht hat, den ich habe. Dann kann ich mich entspannen und meine Lieblingsthemen einfach so aus dem Ärmel schütteln, das sind dann die sehr entspannten Aufträge mit einem guten Erfolg. Win-Win.

Das war es

Ich habe in den letzten zehn Jahren sehr viel ausprobiert, sehr viel gelernt, viel geweint, aber auch sehr viel gelacht, getanzt und meine Zeit mit wunderbaren Menschen verbracht. Ich konnte Tausende von Menschen unterstützen, viele Unternehmen voranbringen, viele Teams ermuntern, sich zu entwickeln und mehr zu schaffen, als einzelne Menschen je für möglich hielten. Ich bin stolz auf jedes einzelne Projekt. Die Projekte sind im Einzelnen:

HenneEi: ich habe als Projektmanagerin ein Flugzeug gebaut.

Mind Fitness Club: zusammen mit Alexandra Marko habe ich ein virtuelles Coaching Zuhause für viele Menschen aufgebaut, und hätten wir uns persönlich gut verstanden, so wären wir heute vielleicht ein erfolgreiches Start Up. Geblieben ist der Mind Fitness Newsletter als Newsletter Format für Unternehmen.

Create Your Year: zusammen mit der wunderbaren Birgit Dierker habe ich jahrelang Menschen dabei unterstützt, ihr Leben zu visualisieren und als starke Menschen in das neue Jahr zu starten.

New Work Toolbox & Ausbildung: ein Joint Venture mit Nicole Anzinger für das Begreifen, Erkunden und Gestalten der neuen Arbeitswelt.

Wondercards: eine geschützte Marke für haptische Materialien rund um Moderation, Beratung und Coaching. Demnächst mit einem ganz neuen Coaching-Produkt!

Handbuch der Entscheidungen: ein sehr spontanes und leichtes Buchprojekt zusammen mit Tobias Leisgang. Wir denken bereits Band 2 vor.

Facilitators Remote Café: ein wöchentliches Format, aus dem eine Community of Practice heraus gewachsen ist – ein internationales Netzwerk von Moderatoren rund um die Welt.

More Shiny Eyes – mein großes und herzliches WARUM. Alles, was ich tue, findet unter diesem Motto statt. Ich möchte, dass wir als Menschen öfter strahlen, unsere eigenen Stärken wahrnehmen und für uns einsetzen und mit unserem eigenen Strahlen auch anderen Menschen die Erlaubnis dafür geben.

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