Disclaimer: Dieser Artikel ist am 27.2.2022 in einem emotional aufgewühlten Zustand der Ohnmacht geschrieben worden. Alter Verwalter, was für eine Zeit! Meine Emotionen sind gerade wie ein kaputter Reaktor von einem Atomkraftwerk, ich muss runterfahren und kühlen. Als wären zwei Jahre Corona nicht genug, haben wir jetzt eine unfassbar schwierige politische Situation direkt vor der Haustür. Und ich, halb Ukrainerin, halb Russin, fragt mich mal …
Für das Abkühlen meines eigenen Atomkraftwerks habe ich übrigens eine Atemübung, die ich gerne nutze: 4 Sekunden einatmen, 7 Sekunden den Atem anhalten, 8 Sekunden aussagen, schön langsam und das mindestens 5 Mal wiederholen.
UNFASSBAR
Ich liebe ja die deutsche Sprache für die unglaubliche Kraft des Ausdrucks, die in ihr steckt. Wenn etwas “unfassbar” ist, dann wissen wir im wahrsten Sinne des Wortes nicht, wo rechts und links ist und wo der Rahmen ist für die Situation.
un-fass-bar
Dass uns diese “unfassbare” Situation emotional fertig macht, ist leicht verständlich. Wenn wir etwas nicht fassen, nicht verstehen können, läutet Alarm in unseren Köpfen und wir können weder schlafen noch geradeaus denken. Wir haben Angst und machen uns Sorgen.
Doch wäre ich nicht Nadja, wenn ich nicht – sofort nach dem ersten Schock und der Ohnmacht – mich fragen würde:
- was KÖNNEN wir tun?
- was können WIR tun?
Du kennst vielleicht den sogenannten Circle of Ifluence von Steven Covey. Das Modell benutze ich im Coaching, denn auch dort geht es darum, Handlkungsalternativen zu erhalten und etwas tun zu KÖNNEN. Die Visualisierung sagt: der äußere Bereich soll möglichst klein sein, der innere Bereich soll vergrößert werden.
Steven sagt nämlich, es ist ungesund, sich in dem Bereich des Kreises zu suhlen, wo die Ereignisse sind, auf die wir keinen Einfluss haben – weil wir uns da ohnmächtig (deutsch = ohne Macht!) fühlen. Wetter, Fussball, Lottozahlen und so. Können wir die Fakten verändern, die uns gerade emotional beschäftigen? NEIN. Aber was KÖNNEN wir verändern? Unser Denken und unser Verhalten!
- Wir können entschleunigen, verlangsamen, achtsamer werden. Haltet an und hört euch selbst zu!
- Die Menge der Fakten, die wir uns reinziehen, reduzieren (Bitte schaut nicht so viel Nachrichten! Die Mischung aus Sensation und Propaganda tut unserer Seele nach 2 Jahren Corona überhaupt nicht gut).
- Die Quelle der Fakten weise wählen (Wie immer ist es wichtig alle Seiten zu sehen, was einem von den Medien aber schwer gemacht wird).
- Das, was wir mit diesen Fakten anstellen, bewusst entscheiden (es ist so wichtig wie nie zuvor, positive Energien ins Feld zu geben und für unseren inneren Frieden zu sorgen).
Das Letzte ist folgendermaßen gemeint: wir können tratschen und und die Mäuler zerreißen darüber, wer schuld ist und wie schlimm das ist. Wir können aber auch uns darüber unterhalten, wie uns das emotional bewegt und welche Gedanken wir haben. Wir können uns einander öffnen und für einander da sein. Wir können einander viel besser kennenlernen. Und was auch nicht schadet, ist etwas Wissen aufzubauen zu der Thematik Ukraine-Russland und deren Geschichte. Der Konflikt, dessen Zeugen wir gerade sind, ist nämlich Jahrhunderte alt und hat wenig mit Putin als Person zu tun.
Was KÖNNEN wir tun?
Atmen und auf unseren inneren Frieden Acht geben. Aktiv werden. Uns mit unseren Kollegen zu unseren Gedanken und Emotionen austauschen – menschlich sein und sowohl über die Ohnmacht als auch über die Verunsicherung und die Verwirrung sprechen. Manche werden sicher etwas stiller sein, jeder ist auf seine Art in das Thema involviert.
Wir können auch etwas für den Frieden tun. Für den Frieden in uns
- wem möchte ich vergeben?
- was möchte ich loslassen?
Für den Frieden in unseren Familien
- mit wem habe ich lange nicht mehr herzlich gesprochen?
- wer könnte meinen Zuspruch und meine Zeit brauchen?
- wer braucht vielleicht einfach nur eine Umarmung?
Für den Frieden bei der Arbeit
- wen könnte ich unterstützen?
- welcher Konflikt braucht eine Auflösung?
- zu wem sollte ich eventuell sanfter sein?
Was hat das mit New Work zu tun?
Oh, eine ganze Menge.
a) Humanisierung: Zuerst wäre da zum Beispiel das Thema Psychologische Sicherheit (aka magische New Work Praktik 9 3/4) und die Option, als ganzer Mensch zur Arbeit zu gehen statt sich jeden Morgen eine Maske aufzusetzen und für ein paar Stunden jemanden darzustellen.
b) Agilität: Dann wäre dann noch das Eingehen auf und das Einschließen der aktuellen Geschehnisse in das Arbeitsleben. Aus den diversen Reaktionen und Emotionen der einzelnen Teammitglieder lernen.
c) Miteinander: Das Zauberwort des Jahres 2022! In der Frage “Was können WIR tun?” hat das WIR eine große Bedeutung, denn in der Gemeinschaft ist die Summe größer als die Einzelteile. Die Sehnsucht nach dem WIR-Gefühl, ob hybrid oder voll physisch, wird uns ein großer Antreiber bleiben.
Der Satz aus Star Wars “Möge die Macht mit dir sein” hieß in den ersten Drehbuch-Fassungen eigentlich “Möge die Macht der anderen mit dir sein“.
d) Selbstbestimmung: Es ist jedem selbst überlassen, wie er mit den Herausforderungen der aktuellen Lage umgeht. Nicht anders sollte es in einem Unternehmen sein! Im Rahmen des Sinnvollen und des Möglichen selbst entscheiden und die Verantwortung übernehmenfühlt sich zum Greifen nah an.
Was WOLLEN wir nun tun? (Wir wollen raus aus der Ohnmacht!)
Die berühmte “So what?” Frage… Oder: gut, dass wir darüber gesprochen haben… Es passiert ja nicht von selbst. Und wie wir gerade vielerorts erleben, sind wir emotional in einem recht dünnen Kostüm unterwegs (danke an Dr. Ivanina Reitenbach für dieses Bild!) und brauchen BEGLEITUNG.
Auch hier tut jeder, was er/sie kann. Als Psychologin habe ich in den letzten Tagen an mehreren Panel-Diskussionen teilgenommen, auch auf anderen Kanälen wurden Psychologen zu Rat gezogen. “Runterfahren und kühlen” war mein eigenes Bild, wie ich mit meinem emotionalen Knoten umgehen soll, das wurde auch von meinen Kollegen ähnlich beschrieben.
Und wenn wir uns wieder einigermaßen gefasst haben (was für ein schönes deutsches Wort mal wieder!), dann werden wir sicher weiter leben und planen. Und je öfter wir diese Selbstregulation ausgeführt haben, desto besser beherrschen wir sie.
Wenn du selbst mit deinem inneren Frieden und der Selbstregulation weiter bist, kannst du anderen helfen – analog zu dem Bild mit den Sauerstoffmasken im Flugzeug.
Wir können noch viel mehr! (Wir können raus aus der Ohnmacht!)
Ja, jetzt kommt so etwas wie Werbung. Nachdem ich am Tag, wo alles anfing, mir zwei Lagen Wimperntusche im Zug nach Kassel weg-geweint habe, habe ich dort die Neue Denkerei besucht und eine Ramen Suppe mit Steffi und Madlen gegessen. Entschleunigt, abgekühlt, zu mir gekommen.
Wir – Nicole, Madlen, Steffi und ich – wollen unbedingt eine ganz nützliche, sinnvolle und außergewöhnlich menschliche Veranstaltung dort machen.
- am 24. + 25. April
- eine New Work Coach Weiterbildung mit Zertifikat in Kassel
- alles, was nur physisch und in einem guten Miteinander in den guten Räumen der Neuen Denkerei geht
Alle Infos gibt es hier. Es wäre toll, wenn du Menschen in deinem Umfeld darauf aufmerksam machst, denn aus unserer Sicht braucht es in Zukunft noch mehr Begleiter und Unterstützer, und die Zukunft von New Work ist ohne New Work Coaches nicht denkbar.
Bob der Baumeister würde jetzt fragen: Können wir das tun?
Und die lustigen Teamkollegen von ihm würden antworten:
Ja, das können wir!
In diesem Sinne, hab eine gute Woche!
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