Was du zum korrekten Träumen brauchst oder „Träum weiter!“

petranovskaja Was du zum korrekten Träumen brauchst Träum weiter

Stell dir vor, du bist 14-15 Jahre alt, und jemand fragt dich: was willst du werden? Und du, noch ziemlicher Grünschnabel, blauäugig und idealistisch, beschreibst dein Traumleben – samt deiner Berufung, deine Zukunftsbilder mit allem drum und dran. Und als du fertig bist mit deiner Antwort, guckt der Fragende dich ziemlich skeptisch an und sagt: Träum weiter.

Ich hoffe, so etwas ist dir nie passiert. Mir ist das passiert, und zwar immer und immer wieder. Als ich 14 Jahre alt war, das war 1987, hatte ich einen großen Traum: ich wollte Psychologin werden. Jedoch wollte ich nicht einfach nur Psychologie studieren. Ich wollte Psychologie in der Sprache Freuds studieren. Idealerweise in Wien, aber natürlich ginge auch Deutschland oder Schweiz. Wohl gemerkt, wusste ich damals noch nicht viel über die drei Länder, denn ich lebte hinter dem eisernen Vorhang, und mein Wissen wahr ausschließlich den Büchern entnommen.

Meine Liebe zur deutschen Sprache war – gefühlt – etwas sehr natürliches. Ich konnte nicht verstehen, warum meine (meist erwachsene) Zuhörer mir den Vogel zeigten und „Träum weiter“ sagten.

Also hat sich meine Antwort kaum gewandelt, als ich 15 und später 16 Jahre alt wurde. Ich ging auf mein Abitur zu, und die Blicke der Erwachsenen wurden immer kritischer.

Träum weiter!

Dabei kann man den Satz „Träum weiter“ doch auch gang anders aussprechen! Mit einem „Hey, das klingt fantastisch! Erzähl mir mehr darüber“ Unterton. Träum weiter. Träum bunter, wilder, bewegter, emotionaler, verspielter, begeisterter…

Wissen wir doch alle, wie wichtig das ist, etwas zu visualisieren oder uns ganz lebendig vorzustellen! Schlag einen beliebigen Ratgeber zum Thema „Du kannst alles werden“ (Brian Tracy, Zig Ziglar, Tony Robbins etc.), und du wirst ein Kapitel zum Thema Visualisieren und Ziele setzen drin finden. Lese Studien dazu, und du wirst feststellen, dass es noch besser ist, die Träume und Ziele aufzuschreiben. So wird oft eine Langzeitstudie zitiert mit dem folgenden Ergebnis:

  • 83% der Studienabgänger hatten sich keine Ziele für ihre Karriere gesetzt. Das durchschnittliche Einkommen dieser Gruppe wurde als Vergleichsgrundlage herangezogen.
  • 14% der Studienabgänger hatten eine klare Zielsetzung für ihre Karriere, die sie aber nicht schriftlich festgelegt hatten. Ihr durchschnittliches Einkommen lag im Schnitt dreimal so hoch wie das der ersten Gruppe.
  • 3% der Studienabgänger hatten nicht nur klare Ziele für ihre Karriere formuliert, sondern diese auch aufgeschrieben. Mit der Folge: Sie verdienten im Schnitt zehnmal so viel.

So sehr diese angebliche Harvard-Studie ein Fake ist, so sehr sind die Ergebnisse jedoch realistisch. Eine Psychologie-Professorin hat nämlich die Fake-Studie in 2007 „nachgemacht“ und dabei empirische Belege für die Wirksamkeit von drei Coaching-Tools geliefert:

  • Verantwortlichkeit,
  • Engagement und
  • das Aufschreiben der eigenen Ziele.

Link zur Studie-Summary

Was aus meinem Traum wurde

1989 ist meine Schulklasse die erste gewesen, die zum Schüleraustausch nicht in die ehemalige DDR, sondern in den Westen Deutschlands flog. In einer Disko, einen Tag vor meiner Rückreise, lernte ich meinen zukünftigen Mann und Vater meiner Kinder kennen. Nach der Rückkehr nahm ich an einer Deutsch-Olympiade teil, machte den 2. Platz und lernte dadurch den Vize-Konsul des deutschen Konsulats kennen. Als er mir den Preis – das wunderbare Buch „Steppenwolf“ von Hermann Hesse – überreichte, fragte er: Nadja, was möchtest du nach der Schule werden.

Mein perfekter Pitch mit vor Freude glänzenden Augen kam aus mir raus. „Hast du denn schon ein Studenten-Visum?“ fragte er darauf hin, und half mir in den Wochen darauf, ein Visum zu beantragen.

Die Geschichte, wie mein Traum wahr wurde, hat noch ein paar mehr schöne Details, und die Moral davon soll sein: bitte bitte, träum weiter! Lass dich nicht von schlauen Menschen, die alles besser wissen, abbringen. Egal, wie unerreichbar etwas zu sein scheint, darum darf es sich Traum nennen. Egal wie sehr Menschen dir sagen, dass deine Ziele SMART formuliert sein müssen, lass das. Gib deiner Vorstellungskraft die komplette Festplatte frei und träume!

Was du zum korrekten Träumen brauchst

Ein paar Hinweise – aus der psychologischen Perspektive – möchte ich dir jedoch geben. Verstehe das bitte nicht als Checkliste, sondern als Inspiration zum weiter träumen.

Sprich mit anderen über deinen Traum

Egal, was es ist. Einen Prinzen heiraten, zum Mars fliegen, ein Restaurant auf Fiji aufmachen – Träume haben keine Grenzen. Wir sind diejenigen, die uns eingrenzen und limitieren. Um diese Hürde verschwinden zu lassen, sprich mit anderen Menschen darüber, was deine Imagination hergibt. Und zwar mit allen Menschen, die du triffst. An der Bushaltestelle. Zuhause. Bei der Arbeit. In deinem Youtube Kanal. Dadurch aktivierst du die beiden ersten Wirkmechanismen, die in der Studie bestätigt wurden: Verantwortlichkeit und Engagement.

Mache dir ein Bild

Visualisieren und Aufschreiben von Dingen, die unser Unterbewusstsein uns zuflüstert, ist eine mächtige Kraft nach vorn. Mit anderen Menschen darüber sprechen ist das eine. Höre deinen Worten zu und „übersetze“ sie später in Bilder. Dadurch aktivierst du den Wirkmechanismus Nummer drei aus der oben zitierten Studie.

Formuliere es positiv

In deinem Traum sollte es nur mehr, weiter, bunter zugehen. Füge so viele Adjektive und Qualitäten hinzu, wie du magst – und sorge dafür, dass all diese beschreibenden Wörter wie Magnete wirken und eine Anziehungskraft ausüben.

Plane voraus

Stell dir vor, dein Traum wird wahr. Wen rufst du an? Wie feierst du? Was schreibst du in dein Tagebuch? Wie sieht dein erstes Selfie in der neuen Realität aus? Wie erzählst du deinen Kindern und Freunden später über den wahr gewordenen Traum?

Bestelle weise

Wenn wir uns etwas wünschen, sollten wir – bei aller Liebe zu weiter, bunter, wilder – auch achtsam sein. Du hast dir in deinem Traum einen neuen roten Wagen bestellt? Wenn das so ungenau formuliert ist, darfst du dich später nicht beschweren, wenn es ein Ferrari geworden ist statt eines Elektro-Smarts. Bestellt ist bestellt. Oder du lernst einen Traum-Typen kennen, der all deine Wünsche erfüllt, aber bloß Französisch spricht. Bestellt ist bestellt, geliefert ist geliefert.

Hol dir Mut

Inspiration ist überall. Ich habe HIER ein paar Mutrezepte für dich gesammelt, und ich hoffe, sie helfen dir, mehr und bunter zu träumen.

Träume also und genieße, was dabei passiert.

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Mehr dazu:

2 Comments

  1. Vielen Dank für diesen Beitrag zum Thema Träume. Ich möchte meine Träume verstehen. Interessant, dass man seine Träume mit seinen Mitmenschen teilen sollte.

    Reply
    • Müssen musst du nicht :)

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