Wir sind viel zu selten am Meer

petranovskaja wir sind zu selten am Meer

Oh ja, wir sind definitiv viel zu selten am Meer! Vorletzte Woche habe ich mit recht vielen Menschen darüber gesprochen, was sie sich für dieses kommende Jahr vornehmen, und jemand meinte, ans Meer zu fahren wäre toll.

Nicht aufschieben bitte! Wer weiß, was morgen ist! Schoss es mir sofort durch den Kopf, denn ich weiß wie gut wir darin sind, uns unsere innigsten Träume so weit nach hinten zu stellen, dass wir bloß und auf keinen Fall glücklich sind. Selbstsabotage, eines unserer Kernkompetenzen, darüber schrieb ich letztes Jahr recht viel in unserem Buch “Am Leben vorbei“.

Nicht aufschieben! Nichts und niemals aufschieben, wenn es uns wirklich wichtig ist.

Wann weiß ich, dass es wichtig ist?

Eine schwierige Frage mit einer einfachen Antwort. Wenn du nur noch 24 Stunden zu leben hättest, was würdest du tun? Würdest du dann ans Meer fahren? Wenn die Antwort “ja” heißt, dann weißt du Bescheid. Würde ich jetzt noch die Netflix Serie zu Ende schauen, wenn nur noch 24 Stunden vor mir wären? Unwahrscheinlich. Würde ich meine Emails checken oder meinen Instagram Status? Unwahrscheinlich.

Was würde ich stattdessen tun?

Ich würde leben! Lachen, tanzen, Schneeflocken mit der Zunge fangen, mich an den zwei Sonnenstrahlen erfreuen, die zwischen den Wolken scheinen und noch so viel mehr!

Das Seltsame ist nur: wir tun so etwas viel zu wenig. Wir sind zu selten am Meer. Wir tanzen zu wenig und sind zu oft in unser Smartphone vertieft. Vielleicht halten wir uns für unsterblich. Vielleicht betreiben wir sehr gern um die Wette mit der Zeit die Selbstsabotage. Vielleicht gibt es einfach zu wenig Warnzeichen, die sagen: es kann morgen schon alles vorbei sein. Vielleicht brauchen wir aber auch keine Warnzeichen.

Vielleicht müssen wir etwas verlernen

Eine Freundin von mir ist gerade in Costa Rica. Es wird getanzt und jeder Sonnenuntergang wird gefeiert. Es wird gesund gegessen und viel Sport gemacht. Natürlich kann nicht jeder von uns mehrere Wochen nach Costa Rica fliegen, schon gar nicht in der heutigen Zeit, aber wisst ihr was? Wir können viel mehr als wir tun.

Wir sind zu so viel in der Lage! Wir haben so viele Möglichkeiten! Aber wir nutzen sie nicht. Wir bleiben lieber sitzen statt auszugehen. Wir fahren nicht ans Meer. Wir lernen nicht, was wir uns vorgenommen haben. Natürlich können wir das auf Müdigkeit und Stress schieben.

Doch würden wir genau so leben, wenn wir nur noch 2 Wochen Zeit zu leben hätten?

Wohl nicht.

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Doppelbelichtung mit Diana 2011, Thailand

Wir sollten öfter vor die Tür gehen

Wir sollten übrigens öfter vor die Tür gehen. Heute, auf dem Weg zum Einkaufen, kommen mir drei Schul-Jungs, circa 12 Jahre alt, entgegen. “Entschuldigen Sie, mögen Sie lieber Berge oder Meer?” – fragen sie mich.

Das Meer natürlich. Ich gehe weiter und freue mich gedanklich sehr darüber, dass mein letzter besuch am Meer nur wenige Tage zurück liegt. Wir Nordmenschen haben es nicht so weit. Später am Abend telefoniere ich mit einer ganz lieben Person, die auch findet, dass die Nordsee-Farben im Januar besonders intensiv sind.

Wir sind zu selten am Meer

Reisen und am Meer sein sind ein Privileg, und ich habe in meinem Leben sehr viel Geld dafür ausgegeben, diese Erlebnisse zu sammeln. Ich war an so vielen Stränden und an so vielen Meeren und Seen, wie ich nur konnte. Ich habe Fotos gemacht, Steine und Muscheln gesammelt und wieder losgelassen, ich habe mir abends den Sand aus dem Haar und von den Bettlacken entfernt und vor allem habe ich eins gemacht.

Ich habe gelächelt.

Wenn mich etwas mit dem Meer verbindet, dann ist es das Lächeln. Die gefühlte Verbindung mit dem ganzen Universum und der Natur. Die Freude an den rauschenden Wellen. Die Lebewesen, denen unsere politische und wirtschaftliche Lage völlig Schuppe ist. Die Entspannung und die Gelassenheit, die sich mit jeder Welle ausbreitet.

Was ich während der Pandemie, besonders während der Lockdown-Wochen gelernt habe: auch die Wellen der Elbe haben die beruhigende und ablenkende Wirkung auf mich. Viel mehr noch, die zweimal am Tag stattfindende Ebbe-Flut-Wechsel inspirieren mich und beschäftigen meinen Geist. Wenn es für die Natur so einfach zu sein scheint, so eine große Menge Wasser hin und her zu bewegen, warum sind wir Menschen manchmal so unbeweglich?

Also, wir sollten öfter vor die Tür gehen und wir dürfen definitiv öfter ans Meer. An den Strand. In die Nähe von den vielen Wundern der Natur. Dahin, wo alles für irgendwas gut ist, denn die Natur trennt nicht in gut und schlecht, in der Natur wird aus allem etwas gemacht.

Sehnsucht, Vorfreude, Erkenntnis

Wir sind viel zu selten am Meer. Sehnsucht, Vorfreude, Erkenntnis – dieses Jahr kann immer noch so wundervoll werden, obwohl der Januar schon fast vorbei ist.

Also:

  • lasst uns verlernen, was uns nicht gut tut!
  • stellen wir uns den lauten Fragen im Kopf!
  • lasst uns leben und tanzen statt die Zeit umzubringen!
  • treffen wir uns am Meer?
petranovskaja Unterschrift signatur

2 Comments

  1. Dann will ich doch gleich mal losfahren – ans Meer!

    Reply
    • ich wünsche dir eine wundervolle Zeit!

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