25/49: Über Bücher, meine besten Freunde

petranovskaja 25 49 buch

Ich sitze in Hamburg-Altona in einem Buch-Café, welches sich „Kapitel Drei“ nennt, und ich bin schwer aus dem Häuschen. Es ist ein Café zum Lesen und Kaffee genießen. Mehrere Regale füllen die unterschiedlichen Zimmer, und ich darf ein Buch anlesen und wieder zurückstellen oder am Tresen kaufen. Ein Konzept deluxe, wie für mich gemacht. Und ja, es ist wie für mich gemacht, denn es hat erst letzte Woche aufgemacht, und es ist in der Fussnähe zu meiner aktuellen Unterkunft in Hamburg.

Und hätte ich nicht so eine Lust, dir ein paar Sachen zu erzählen, würde ich mich tatsächlich Zimmer für Zimmer, Regal für Regal durch mehrere Bücher durchbohren, denn ich bin ein wahrer Bücherwurm, und die Bücher sind meine besten Freunde. Sie sind voller Überraschungen, Geschichten, sind immer für mich da und haben kein Ego…

„Books are the mirror of the soul“, – schrieb Virginia Woolf, und diese Aussage soll sowohl für die Schriftsteller als auch für die Leser zutreffen. Fun story am Rande: ich kannte tatsächlich eine Frau, der ich mal ein Buch geschenkt habe, und sie antwortete darauf (es ist kein Scherz!): „Oh, aber ich habe schon ein Buch“.

Ich kann nicht genug Bücher um mich herum haben. Große und mit farbigen Bildern mag ich dabei genau so wie dicke mit vielen Buchstaben. Ich liebe strukturierte Fachbücher und Krimis, wissensvermittelnde Lexika und Coffee Table Wälzer. Ich kaufe (aus Sicht mancher Menschen) zu viele Bücher und verschenke Bücher bei jeder Gelegenheit.

Apfel fällt nicht weit vom Baum

Als Kind wuchs ich zwischen Bücherregalen auf. Alle Wände waren mit selbstgebauten Regalen ausgekleidet, die meine Eltern selbst gebaut und braun gebeizt haben. Die Decke unserer Wohnung war über vier Meter hoch, und tatsächlich standen bis ganz nach oben Bücher in all diesen Regalen.

Und ich? Ich habe mir als Kind irgendwo Batterien für eine Taschenlampe besorgt und habe nächtelang meinen Augen geschadet, indem ich unter meiner Decke gelesen habe. Meiner Seele tat es gut. Und da ich als Kind oft krank war und viele Tage allein zuhause verbracht habe, konnte ich weitere zig Bücher lesen aus den unendlich vielen Regalen um mich herum.

Meine Eltern haben sich manchmal gestritten, welche Bücher als nächstes gekauft werden. Natürlich hatte jeder von ihnen eine eigene Vorstellung davon, ob eher was klassisch russisches oder was modernes ins Haus kommt. Und so sehr ich es gehasst habe, wenn meine Eltern sich streiten, so sehr wünsche ich mir selbst einen Partner, mit dem ich mich über den Kauf von Büchern streiten könnte.

Nomadenleben und die unersättliche Sehnsucht nach einem Raum voller Bücher

Mir fällt keine gute Zwischen-Überschrift ein. Seit vier Monaten habe ich keine eigene Wohnung, reise vom Land zu Land, lebe als Nomaden. Und wenn ich ein Zuhause in irgendeiner form vermisse, dann nur ein Arbeitszimmer mit ein paar Wänden, in Bücherregale verwandelt. Es ist wirklich seltsam, was mich die letzten Monate gelehrt haben. Ich brauche weder ein eigenes Bett noch nutze Schüsseln in der Küche. Aber einen Raum mit Büchern, die ich kenne, und die ich mir jederzeit aus dem Regal greifen kann, so einen Raum vermisse ich. Darum reisen stets recht viele Bücher mit mir in meinem Gepäck und werden an jedem Ort ausgepackt, in dem ich länger als eine Nacht bin.

Hinzu kommt, dass ich mir unterwegs neue Bücher kaufe. Und natürlich ab und an ein ausgelesenes Buch da lasse, wo ich abreise. Mein Koffer ist leider keine Mary Poppins Tasche, in die alles reinpasst.

Und jetzt, wo ich dieses Buch-Café gefunden habe, bin ich so richtig glücklich. Ich bin von meinen Freunden umgeben, und so einen Ort werde ich einfach in den anderen Städten dieser Welt suchen. Denn Bücher gibt es überall. Und Menschen, die Bücher lieben, gibt es auch überall.

Und diese Gewissheit macht mich mehr als zufrieden.

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