Es gibt auf der Welt bestimmt mehr als drei Gründe, unkonventionell zu reisen. Jedoch übe ich gerade auf sehr vielen Ebenen in meinem Leben den Minimalismus und so begrenze ich mich heute auf drei meiner Lieblingsgründe.
Wir leben in einer Zeit, in der viele von uns eine Überforderung spüren. Und gleichzeitig sich nach etwas sehnen, etwas suchen, den Aufbruch in die neue Zeit spürend.
Und darum passt es in diese Zeit aus meiner Sicht ganz wunderbar das unkonventionelle Reisen.
Was ist unkonventionelles Reisen?
Früher hieß es oft „individuell“. Damit war das Gegenteil zu den Pauschalreisen gemeint – einzigartiges, selbstbestimmtes Reisen abseits der Standards. Ohne einen festen Plan, weg von den ausgetretenen Pfaden und fernab der„instagrammable“ Locations. Manchmal erfordert so eine Art der Reise besonders viel Mut, Offenheit und Flexibilität.
Ich habe in meinem ganzen Leben nur einmal eine Pauschalreise gebucht und erlebt, und es hat mich sehr an Viehhaltung erinnert. Organisiertes Austreiben auf die Wiese (= zu dem Ausflug), pünktliches Eintreiben in den Stall (= zu dem Halbpension-Abendessen) und danach ein organisiertes Bespaßen mit einem Unterhaltungsprogramm, das recht wenig mit der Echtheit des lokalen Kolorites zu tun hat.
Meine ungewöhnlichste Reise waren 2011 sechs Wochen am Atlantik. Ich bin mit meinem Auto und einer Sporttasche in Hamburg losgefahren, über Leer direkt nach Holland zu meiner Freundin Anik und von dort immer der Atlantik-Küste folgend bis an die Algarve. Ich habe nichts im Vorweg geplant. Das Motto war: wo es schön ist, mache ich Halt. Strand war ein Thema, viel Strand und viele Strände. Ich hatte nur eine Europa-Karte mit und fuhr meistens nach Sicht, ohne Navigation. Am Nachmittag habe ich begonnen, mich um eine Unterkunft zu kümmern. Und festgestellt, dass ich mit einem Tagesbugdet von 50€ mir das Benzin, eine Übernachtung und lokale Leckereien vom Markt am Strand haben kann.
Manchmal fuhr ich in eine Stadt hinein und sagte mir: Wow, hier ist es aber schön! Und später stellte ich fest, dass die Stadt als UNESCO Welterbe gilt. Ich habe in den Privatunterkünften tolle Menschen kennengelernt und bin teilweise einen Tag länger geblieben, weil sie mir unbedingt ihre Lieblingsecken zeigen wollten. Ich wurde bekocht und durfte mit Familienalben anschauen. Bis heute klingen in meinem Herzen einige dieser Unterhaltungen mit. Ich war drei Wochen unterwegs, bis mein Resturlaub aufgebraucht war, und dann fuhr ich quer durch die spanische Wüste und Paris zurück nach Hamburg. Die 12 schönsten Erkenntnisse haben ich in einem Beitrag aufgelistet.
Und ich würde so eine Reise jederzeit wieder machen, vielleicht in Südamerika. Go with the flow. Sehr ähnlich bin ich in diesem Jahr in Tel Aviv gelandet. Es war ungeplant, und ich habe mehr berührende Abenteuer und Begegnungen erlebt, als ich mir je ausmalen könnte. Ich hatte so was von keine Ahnung, was mich erwartet, dass ich den ganzen Tag bis spät in die Nacht im Zustand eines kindlichen Staunens verbracht habe. Dass die Stadt so jung und gleichzeitig so voller Kulturschätze und Geschichten ist! Die Co-Existenz verschiedenster Religionen und Gotteshäuser. Die sehr starke feminine Energie und das Bemühen, alles gleichberechtigt zu gestalten. Die faszinierend schönen Bauhaus-Häuser, die überaus freundlichen Menschen, die mich permanent gute Fragen gefragt haben – und kein einziges Mal war da „Was machst du beruflich?“ dabei. Nach drei Tagen Tel Aviv habe ich mehr über mich herausgefunden als über diese Stadt, darum muss ich da unbedingt noch einmal hin. Oder zweimal.
Drei Nadja-Gründe, unkonventionell zu reisen
- Es ist aufregend und es verbindet uns Menschen auf diesem Planeten. Wenn wir einer von vielen Touristen sind in einer überlaufenden Stadt oder an einem gut gebuchten Strand, dann sind wir austauschbar, beliebig, und oft will man … nur unser Geld und dass wir wieder verschwinden. Reise ich an Orte, die weniger bekannt sind, lerne ich, behutsam mit den lokalen Bräuchen umzugehen und daran zu denken, mich als Repräsentant eines ganzen Landes, eines Kontinents, einer oft unbekannten Welt zu sein. Es ist eine verantwortungsvoll und schöne Aufgabe. Eine der wenigen Reisenden an einem Ort zu sein bedeutet natürlich auch, sofort aufzufallen als nicht dazu gehörend. Stets wurde ich herzlich und neugierig begrüßt, mit Tipps und Informationen versorgt und oft an geheime Ecken hingebracht, ohne dafür zahlen zu müssen. Es war oft so aufregend, dass ich nicht mal ein Foto gemacht habe.
- Es bereichert, stärkt das Selbstvertrauen. Wenn du nicht genau weißt, was dich auf deiner Reise erwartet, dann wirst du eventuell Überraschungen erleben. Ohne Pauschalreisen-Sicherungsschein gibt es nicht immer eine Absicherung gegen alle Eventualitäten. Und da unkonventionelle Reisen selten mit drei großen Koffern stattfinden, ist eine Bereitschaft zur Improvisation vom Vorteil. Hast du erstmal die Abenteuer so eines Ausfluges überstanden, erschienen dir vermutlich die normalen Hürden des Alltages gar nicht mehr so unüberwindbar. Du lernst, für dich einzustehen, deine Bedürfnisse genauer zu beachten und eine positive Einstellung zu entwicklen zu allem, was unerwartet um die Ecke kommt.
- Es gibt viel zu erzählen. Ich habe noch nie jemanden von einer ungewöhnlichen Rise zurück kommen sehen, der meinte, es wäre langweilig. Es sind Geschichten, wie das Leben schreibt. Die noch nirgendwo gesehenen Buchten und Bergspitzen, die Namen der Menschen, die Art, den Tag zu starten und zu beenden. Oft natürlich auch Dinge, die ungewohnt oder teilweise unbequem sind, wie kein warmes Wasser oder kein Geldautomat.
Wenn die KI unkonventionell reisen würde…
Ich hab übrigens aus reiner Neugier den Gustav (meinen ChatGPT Assistenten) danach gefragt, was aus seiner Sicht die drei Gründe für das unkonventionelle Reisen sind. Hier sind sie:
- Verbindung zur Natur: Unkonventionelles Reisen bietet oft die Möglichkeit, die Schönheit und Ruhe der Natur zu genießen, fernab von der Hektik des städtischen Lebens. Durch den Besuch abgelegener Orte oder den Einsatz umweltfreundlicher Transportmittel wie Fahrräder oder Züge können Reisende auch dazu beitragen, die Auswirkungen von Reisen auf die Umwelt zu minimieren und ihre Verbindung zur Natur zu stärken.
- Kulturelle Entdeckungen: Unkonventionelles Reisen kann auch dazu beitragen, das Verständnis und die Wertschätzung für andere Kulturen zu vertiefen. Durch den Besuch von weniger bekannten Orten und die Interaktion mit Einheimischen können Reisende einzigartige und authentische kulturelle Erlebnisse sammeln und ihre Sichtweise auf die Welt erweitern.
- Persönliche Entwicklung: Unkonventionelles Reisen kann auch ein Weg sein, um persönliches Wachstum und Selbstentwicklung zu fördern. Durch die Herausforderungen und Herausforderungen, die mit Reisen verbunden sind, können Reisende ihre Komfortzone erweitern, ihre Fähigkeiten und ihr Selbstvertrauen verbessern und neue Perspektiven auf das Leben gewinnen.
Finde ich ehrlich gesagt wenig reizend. Was denkst du?
Magst du mir einen Reiseort oder eine Reiseroute empfehlen?
Und – was sind deine Erzählungen über das andersartige, unkonventionelle Reisen? Warst du schon in Tel Aviv? Welchen Ort sollte ich aus deiner Sicht unbedingt bereisen?
PS: Tel Aviv Foto von Peter Pryharski auf Unsplash
PPS: Mehr aus der Reise in 2011:
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