Ich bin positiv versaut, du auch?

Zuerst habe ich alles „richtig“ gemacht. Viel Arbeit, Erfolg, Karriere, Einfamilienhaus. Dann wurde mir klar, dass in dieser Art zu leben – zu streben, zu kämpfen, andere zu überholen versuchen, zu jagen und zu sammeln – etwas fehlt. Dass es mehr gibt. Dass unser Leben mehr zu bieten hat. Und bin auf die Suche gegangen. Wo kann ich durch die Wand? Wo kann ich die Grenze sprengen? Wo ist die Brücke in das Land des größeren Ichs?

Wo ist sie, die Freiheit?

Diese Suche ist eine Art „vertikales Lernen“. Da geht es nicht darum, mehr vom Gleichen zu holen (mehr Erfolg, mehr Geld, mehr Anerkennung). Da geht es um Entdecken vom Neuen und vom Ausbrechen aus der Komfortzone.

Ich habe die Freiheit gerochen. Das Glück angeleckt. Den inneren Frieden berührt. Mein Kollege und Freund Frank meinte, ich sei nun versaut.

Versaut?

An sich würde so eine Aussage keine Gefühlsregung in mir verursachen, weil ich mich davon nicht angesprochen fühle.

Der Frank meint aber nicht das „versaut sein“, was normalerweise gemeint wird. Nicht das dreckige, obszöne. Sondern etwas im übertragenen Sinne.

Vom etwas schönen berührt. Einen Tropfen von etwas Besonderem gekostet. Und auf keinen Fall ohne dieses Schöne und Besondere mehr leben wollend.

Positiv versaut. Berührt.

Und das geht so:

(ja, es ist eine Übung, die du machen kannst)

1. Stell dir vor, dein größtes Ziel, deine größte Sehnsucht ist irgendwo auf einem Blatt Papier notiert. Schreibe es gedanklich auf und lege dieses Blatt Papier vor dir hin.

Bild klar?

2. Jetzt realisiere den Fakt, dass das Denken sehr eingrenzend ist. Alles, was wir uns erdenken können und in Wörter verpackt aufschreiben, ist nur ein Bruchteil von dem, was wir tatsächlich wollen und begehren.

Vergrößere entsprechend den Zettel mit deinen Wünschen uns Sehnsüchten. Mach deinen Zettel groß wie ein Fussballfeld. Stell dich an den Rand dieses riesengroßen Zettels.

Bild da?

3. Nächster Schritt. Was wir uns wünschen, was wir uns vorstellen und erträumen, basiert auf dem kleinen Fetzen Wissen, dass wir besitzen. Das Wissen kann rational in unserem Gehirn rumgeistern oder in unserem Wesen gespeichert sein, wie auch immer: die Möglichkeiten, die wir haben, sind tausendfach größer, als was wir uns je gewünscht haben.

Stell dir also vor, dein Wunschzettel ist so groß, wie Mexiko City. Oder Moskau. Oder Shanghai. Riesengroß. Bunt. Aktiv. Faszinierend. Leidenschaftlich. Farbenfroh. Lebendig. Tanzend. Duftend. Pulsierend. Aufregend. Lernend. Präsent. Grandios. Stell dich mitten in diese Stadt und spüre, wie es dir damit geht. Es scheint unkontrollierbar zu sein. Chaotisch. Zu groß für dich. Vielleicht aber füllst du dich dort sehr wohl. Ein Kosmopolit eben :-)

4. Und jetzt stell dir vor, du kannst in deinem Wesen, in deinem Geist und in deiner Präsenz einen Zustand erreichen, in dem du die Freiheit hast, diese Wunschwelt zu berühren, zu erfassen und zu steuern. Du bist Herr oder Herrin der Dinge in dieser Wunschwelt. Für einen kurzen Moment spürst du, wie es ist, wenn du diesen Traum lebst und mit deinen Fähigkeiten und Fertigkeiten ausfüllst. Du fühlst dich mit allem verbunden und sehr stark. Du spürst, wie vollständig und groß du dich dann füllst, wenn du deinem wahren und vollwertigen ICH näher kommst. Und du willst von da an nur noch in diesem Zustand sein.

Wer einmal geflogen ist, will nicht mehr auf allen vieren kriechen.

Das ist positiv versaut.

Weil wir intuitiv spüren, dass es so sein wird, versuchen ganz viele von uns gar nicht erst, zu fliegen.

Ganz viele schreiben ihre Träume nicht mal auf einen kleinen Zettel auf. Geschweige denn, dass sie erkennen wollen, dass sie eigentlich eher ein ganzes Fussballfeld frei haben. Oder ganz Mexiko City.

Denn das ist gefährlich.

Klein bleiben und kriechen, das sieht auf den ersten Blick ungefährlicher aus.

Aber nur auf den ersten Blick.

Wenn du dich traust, den Schleier der Alltagsdrogen und Ablenkungen zur Seite zu nehmen, dann wirst du erkennen, dass du viel größer bist. Dass du dich viel wohler fühlst, wenn du dein wahres ich auslebst.

Und wenn du erst einmal geflogen bist, wird das Kriechen langweilig. Dann bist auch du versaut.

Wenn du magst, treffen wir uns dann in dieser anderen Dimension. In der Welt, wo alle mit erleuchteten Gesichtern und strahlenden Augen laufen.

Trau dich! Vertraue darauf, dass all deine Wünsche auch Ressourcen haben werden, sie zu verwirklichen. Du hast so viel Mut in dir, wie viel Angst du verspürst. Du hast genau so viel Neugierde wie Vernunft.

Du bist vollständig, großartig von Geburt an und du darfst es ausleben.

Come, fly with me.

petranovskaja_signatur

 

 

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14 Comments

  1. Diesen Satz fand ich ganz besonders beieindruckend:

    “Wer einmal geflogen ist, will nicht mehr auf allen vieren kriechen.”

    Aber leider ist die Flugangst ja nicht nur in der realen Welt stark verbreitet.

    Liebe Grüße

    Volker

    Reply
    • hallo Volker,
      so sehe ich das auch :)
      Liebe Grüße zurück, Nadja

  2. Hallo Nadja,
    super. Seit ich “Kurztraining” bei Dir machte, “fliege” ich schon viel öfter. Deine Newsletter sind immer wieder inspirierend und helfen, “Vielflieger” oder sogar “Überflieger” zu werden. Danke. LG Manfred

    Reply
    • Lieber Manfred,
      ich freue mich sehr, auf diesem Wege von dir zu hören und zu wissen, dass es dir gut geht :-)
      Grüße nach Österreich, Nadja

  3. Liebe Nadja,

    danke für den tollen Artikel.

    Auch ich habe Angst vorm “Fliegen”. Warum?
    Weil ich in einem Umfeld voller “Kriecher” lebe und wenn ich ein “Flieger” werde, bin ich allein!
    Dann will ich vielleicht auch nicht mehr bei den Kriechern bleiben.
    Aber meine Heimat ist hier und ich möchte in meiner Heimat “fliegen”.
    Das ist vielleicht die größte Herausforderung…

    LG Anja

    Reply
    • Liebe Anja,
      man sagt, wir sind die Summe von 5 Menschen, die uns umgeben. Und natürlich kann ich verstehen, dass du “in der Heimat” fliegen möchtest.
      Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn du denkst, dass du dann allein bist. Und ich weiß auch, dass so manch “Kriecher” aus seiner Angst heraus mit allen Mitteln versuchen wird, dich am Boden zu halten…

      Doch ich nehme deine Ausrede nicht an. Opfer der Umstände zu sein ist einfach. Du bist verantwortlich für das, was in deinem Leben passiert, nicht deine Umgebung. Wenn du fliegen willst, dann fliege – und stecke deine Umgebung an.

      Und für die Übergangszeit können wir gern etwas organisieren, damit du dich nicht allein fühlst – einen “Flieger-Klub” oder so. Mit Austausch und gegenseitiger Unterstützung. Wie klingt das?

      Liebe Grüße, Nadja

    • Liebe Anja,
      liebe Nadja,

      vielleicht ist es eine Ausrede, nicht fliegen zu können wenn in der Heimat alles kriecht.
      Und sicherlich ist es einfach in der Komfortzone zu verharren und Opfer der Umstände zu sein.
      Aber ich verstehe auch den Wunsch und das Bedürfnis von Anja, in der Heimat zu bleiben und dort zu fliegen.
      Wie ambivalent ist die Angst vor der Veränderung und dem Gefühl zu fliegen…und wenn ich mal fliege, was kommt dann – wenn alle anderen kriechen.
      auf der einen Seite das Bedürfnis alles auszukosten und dafür verantwortlich zu sein, wie ich etwas mache oder auch nicht.
      und sicherlich hast du Recht Nadja, dass es oftmals eine Ausrede ist sich nicht zu verändern oder zu fliegen.
      Aber ich empfinde es auch zu leicht alles als Ausrede stehen zu lassen…was ist mit dem realen alltäglichen Gefühlen. Es wird immer einen Montag geben, an dem man keine Lust hat zu fliegen. Tage an denen man eingeholt wird von vertrauten Pfaden und sich danach sehnt, weil die Welt um einen herum eh schon zu hektisch und wild ist.
      Das Fliegen kenne ich auch und das Gefühl, das damit einher geht, dass man sich völlig lebendig und frei fühlt. Wie in einem Drogenrausch. aber jeder Rausch ist einmal vorbei. Wie schaffe es dann in einem Flieger-Klub zu bleiben, wenn die Tage durch das reale Leben getrübt sind?
      An Montagen habe ich selten das Gefühl fliegen zu können.
      LG
      Sonja

    • Liebe Sonja,
      danke für dein Kommentar und deine Ausführungen. Ich freue mich, dass du weiter denkst… Auch ich habe Tage, an denen mir nicht nach Fliegen ist. Gibt es im Leben nicht immer von allem eine ausbalancierte Menge? Ja, das Gefühl zu fliegen kann mit einem Rausch verglichen sein. Zum Glück sind auch die wirklich dunklen Tage eher Ausnahme. Was ich mit meiner Arbeit erreichen will, dass wir mehr gute Tage in der Mitte dazwischen haben. Mehr gute Minuten, mehr gute Stunden – aus denen irgendwann auch mehr gute Jahre werden, so dass das ganze Leben sich gut anfühlt.
      Ich weiß aus meiner und aus Erfahrung vieler Menschen, mit denen ich spreche, dass das nicht einfach ist. Immer wieder an sich zu arbeiten. Immer wieder an sich zu glauben. Doch ab und zu wird diese Arbeit belohnt – mit einem Flug :-)
      Was kann ich tun, liebe Sonja, damit du an deinen Montagen mehr Spaß hast? Lass es mich gern wissen, ich würde dich sehr gern unterstützen!
      Liebe Grüße, Nadja

  4. Liebster Satz “Du hast so viel Mut in dir, wie viel Angst du verspürst. Du hast genau so viel Neugierde wie Vernunft.” – den schreib ich mir hinter die Ohren. :) <3

    Reply
    • hallo liebe Clara,
      ich freue mich, dich inspirieren zu können :-) lass mich gern wissen, was du aus dem Spruch hinter deinen hübschen Ohren gemacht hast!
      Grüße, Nadja

  5. Liebe Nadja,
    Ein toller Artikel und für mich genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. Ich bin immer wieder überrascht und erfreut, wie so etwas immer wieder passiert.
    Danke für die Inspiration und ja, wer mal geflogen ist, will definitv nicht mehr kriechen!
    Ganz liebe Grüße
    Andrea

    Reply
    • Liebe Andrea,
      wie schön dass es zum richtigen Zeitpunkt passiert! Ich freue mich und danke dir, dass du es mit mir geteilt hast :)
      Ganz liebe Grüße zurück, Nadja

  6. “Du hast so viel Mut in dir, wie viel Angst du verspürst”.
    Toller Satz, der mich heute durch den Tag begleiten wird! Ich werde ihn gleich mal ganz groß und bunt in mein “Kladde-Buch” schreiben. Darin schreiben ich normalerweise die Aufgaben für den Tag, die erledigt werden müssen, oder Aufgaben, die mein Chef mir überträgt. Wie schön, diese Struktur zu durchbrechen :-)

    Einen schönen Tag wünsche ich euch allen!!

    Reply
    • Juhuu, wie schön! Eine Kladde, das mag ich sehr gern! Muster brechen dazu! Doppeldaumen und schön, auf diesem Weg von dir zu hören!
      Liebe Grüße, Nadja

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