Von meinem Bett aus kann ich die Bille sehen. Das ist ein Fluss, der in die Elbe mündet. An ein paar sehr wenigen Tagen im Jahr ist die Kombination zwischen Uhrzeit und Sonnenstand so perfekt, dass ich von der Sonne geblendet werde, die sich im Wasser spiegelt. Im fünften Stock.
Das sind ganz besondere Tage, und heute ist einer davon.
Es fing in Mai an, da war ich auf der Alive Konferenz in Berlin, und ein Key Note Speaker – Greg Hartle – erzählte uns die Geschichte seiner Gesundheit, und dass er nur noch bis Februar zu leben hat, und was er daraus macht. Er hat zwei für mich seitdem sehr wichtige Botschaften formuliert, die ich hier gerne mit dir teile.
Vorübergehende Situation ist nicht deine permanente Realität
Es gibt viele Sprüche, die in diese Denkrichtung führen. “Ein schlechter Tag macht noch lange kein schlechtes Leben.” Wofür ist diese Denkrichtung gut? Ich sage dir, wie ich das sehe.
Wir nehmen etwas wahr, bewerten das mit Hilfe unserer Erfahrungen und Glaubenssätze und reagieren entsprechend. Wie sieht ein Mensch aus, der denkt, dass sein Leben nicht in Ordnung ist? Stell dir das bildhaft vor! Wie steht oder sitzt dieser Mensch, wie schaut sein Gesicht aus?
Hast du Lust, richtig viel Zeit mit so einem Menschen zu verbringen?
Jetzt stell dir einen Menschen vor, der von sich überzeugt ist und denkt, sein leben ist großartig.Ein Mensch, der sich großartig fühlt und weiß, was er will. Wie sieht so ein Mensch aus? Wie steht oder sitzt er? Was kannst du von seinem Gesicht ablesen?
Hast du Lust, mit so einem Menschen richtig viel Zeit zu verbringen?
Und jetzt denke an dich. Ja, es gibt immer wieder im Leben vorübergehende Situationen, die unschön sind. Das wesentliche an solchen Situationen ist: Sie sind vorübergehend! Möchtest du, dass viele Menschen Lust haben, richtig viel Zeit mit dir zu verbringen? Möchtest du mit tollen Menschen zusammen tolle Sachen erleben und gestalten?
Dann trenne ab sofort ganz deutlich zwischen vorübergehenden Situationen und permanenter Realität. Abgemacht?
Zweite Botschaft von Greg Hartle: Fange an zu denken, was gut gehen könnte
“German Angst”, die internationale Bezeichnung für das typisch deutsche Bedenkentragen, umschreibt deutlich die Zögerlichkeit und die Zurückhaltung, die wir gut kennen. Die deutschen sind ganz oben in den Ranglisten, wenn es um das Anmelden der Patente geht, und in dem unteren Mittelteil, wenn es um die Umsetzung dieser Patentideen in Realität geht. Man prüft hier zu lande eher, was schief gehen kann und sichert sich für diese Fälle ab. Vom schlimmsten ausgehen und dafür gewappnet sein. An sich voll in Ordnung, außer es wird zur Haltung für das ganze Leben.
Geht es um Zahl der Atemzüge oder um mehr atemberaubende Augenblicke?
Vorsichtig sein, Sicherheit wahren, Risiken prüfen. Ja. Doch die Welt ist im Umbruch, die neue Generation drängelt und will sich nicht in sicheren Unternehmen anstellen lassen, sondern in hippen. Lieber weniger Geld, aber mehr Freiheit und bitte bitte mehr Spaß! Wo soll der Spaß her kommen, wenn man Sicherheit wahrt?
Auch hier geht es darum, den Fokus grundsätzlich zu verschieben. In Möglichkeiten denken. In noch unerkannten Fähigkeiten. In unentdeckten Räumen außerhalb der Comfort Zone, denn wenn wir lernen, werden wir stärker, und wenn wir nicht die Vergangenheit anschauen, sondern die hier und jetzt vorhandene Gegenwart, dann können wir uns jedes Mal fragen:
Was könnte heute durchaus klappen?
Jeder von uns trägt einen Schatz in sich und nimmt 80% seines Potenzials mit sich in Grab. Die Zeit, die uns – jedem von uns – noch bleibt, ist kurz und geht rasch vorbei. Darüber werden Bücher geschrieben und Filme gedreht. Und immer wieder treffe ich Menschen, die von ihren Geschichten erzählen und eins gemeinsam haben:
Es braucht drastische Erlebnisse, damit man anfängt, über das Leben nachzudenken.
Leider. Immer noch. Bei mir war das nicht anders. Was im Umkehrschluss nicht bedeuten muss, dass du erst drastische Erlebnisse in deinem Leben brauchst, um über das Ganze nachzudenken.
Oder?
Die Zukunft wird mi hier-und-Jetzt gestaltet.
Wofür entscheidest du dich?
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