neulich stand ich an der Kreuzung und wartete auf die nächste Möglichkeit nach links abzubiegen und dachte, wie es wohl Tanja und Nika und Berni geht, ich sollte mal wieder in deren Blog lesen gehen. und noch bevor ich abgebogen habe (oder bin?), dachte ich mir, wie bekloppt ich bin, dass ich die Menschen, die ich gern habe, nicht einfach anrufe und mich nach deren Befinden erkundige, stattdessen lese ich deren Blog und schreibe ihnen Mails… und nahm mir vor, dieses sofort, heute noch, zu ändern und die Menschen, an die ich dachte, anzurufen, zumindest die, deren Telefonnummern mir bekannt sind.
der Tag ging schnell rum, am Tag danach war Geburtstag, dann ein Samstag, der so voll war mit Ereignissen, dass ich mich kaum noch erinnern kann, was genau wir um welche Uhrzeit taten, und dann der heutige Sonntag, wo wir einen Ausflug mit der Jugendfeuerwehr hatten, inklusive Grillen am Nachmittag und dann noch Aufräumen, Kontrollrundgang im Garten, Schnacken mit Nachbarn und stundenlang querlige Kinder ins Bettchen bringen. und nun ist Sonntag, 22:22, ich habe niemanden angerufen und finde das doof, dass meine Neugierde nach dem Befinden mancher meiner Freunde um diese Uhrzeit in der Tat nur durch das Surfen im Internet befriedigt werden kann. total doof. ich surve dennoch, schreibe Kommentare, hinterlasse Spuren, ich war da, ich interessiere mich dafür, was abgeht und merke dabei, es geht bestimmt auch da drüber viel mehr ab, was schaffen wir schon zu fotografieren und in Worten zu umschreiben, die Zeit hat so viele Ebenen und so viele Möglichkeiten, sie zu erleben, und wir halten nur Bruchstücke fest und teilen nur Bruchstücke dieser Bruchstücke anderer mit, und so ernähren wir uns gegenseitig von Krümmeln der Erlebnisse einander und finden und dennoch gegenseitig anziehend, dufte und nett genug, so eine Bekanntschaft fortzusetzen, ohne einander sehr nah zu sein und nächtelang über das Leben zu diskutieren und gemeinsam Pferde zu stehlen, und das finde ich absolut, total und sehr faszinierend.
das wollte jetzt irgendwie raus. danke fürs Zuhören und gute Nacht.
ich bin ein wenig müde und erschöpft, ein wenig kopflos vielleicht, aber insgesamt doch glücklich und mit mir und meiner umwelt ganz zufrieden….
nur für den fall, dass du mich auch anrufen wolltest :-)
gute n8
Danke, das ist gut zu wissen
Hey, dir geht es also genau so wie mir. Das finde ich jetzt äußerst beruhigend. Das Gefühl ist mir so bekannt. Du bist irgendwo unterwegs und plötzlich kommen diese Gedankenblitze. Ich muss unbedingt anrufen. Warum habe ich nicht angerufen? Und am Montag nach dem vollgepröfften Wochenende denkst du wieder daran. Verdammt. Ich wollte doch anrufen. Aber, liebe Nadja, so ist es gut. Denn zum Glück haben wir diese Art der Kommunikation. Und hinterlassen unsere Spuren. Geben damit zu erkennen, dass wir einander nicht gleichgültig sind. Auch, wenn wir nicht zusammen im Sandkasten gespielt oder Bücher mit der Taschenlampe unter der Decke gelesen haben – die Verbindung steht. Und ich bin sicher, dass das noch lange so sein wird.
Außerdem habe ich gelernt, dass wir auch an uns denken müssen. Das ist wichtig. Was nicht rein passt, passt eben nicht. Basta.
Und – mir geht es wieder sehr gut. Du hast es ja gelesen. :)))) Und Frau Nika ist in Urlaub. Der geht es bestimmt bestens!
Ich schliesse mich da an. Ich kenne das Gefühl ebenfalls. Und wie Tanja sagt, manchmal passt es nicht. Aber das ist ok. Denn es gerät nicht in Vergessenheit. Man braucht nur darauf vertrauen, dass der andere zwischendurch ganz sicher an einen gedacht hat. Dann ist es nicht schlimm, dass der Anruf nicht gepasst hat. Weil man weiss, der Gedanke war ja da.
Und das mit der Verbindung, das stimmt auch. Dieses Medium hier, das ist eben anders. Aber anders ist keine qualitative Bewertung. Es ist eine ganz eigene Art von Freundschaft mit einer ganz eigenen gemeinsamen Geschichte. Es gibt Menschen in meinem Umfeld, Kollegen, Bekannte, mit denen ich vermutlich mehr Zeit verbracht habe als mit euch beiden. Aber ich habe mit euch Kaffee getrunken. Ich habe euch in die Augen gesehen und ich kenne die Geschichten und Emotionen hinter diesen Augen. Ich habe eure Bilder angesehen, viele verschiedene, aber jedes trägt eure Handschrift. Ich lese eure Blogs und teile mit euch Emotionen. Das ist mehr, viel mehr, als ich von den flüchtigen Menschen in meinem Bekanntenkreis kenne.
Das gefällt mir. Deswegen denke ich an euch. Deswegen trinke ich gern Kaffee mit euch. Deswegen lese ich eure Blogs. Deswegen sehe ich mir eure Bilder gern an. Deswegen wird das noch lange so bleiben.
*hach*