Was war das nochmal, Freundschaft?

Als ich noch klein war, war das mit der Freundschaft ganz einfach – Freunde waren die, mit denen man die meiste Zeit zusammen verbrachte, und zwar freiwillig.

Als ich größer wurde, waren Freunde die, mit denen mich aus der Vergangenheit etwas verband – gemeinsame Erlebnisse, gemeinsame Hobbies, gemeinsame Geburtstage.

Als es mit dem Job anfing, waren Freunde die, mit denen man sich in der Freizeit traf. Es verband uns immer noch etwas aus der Vergangenheit, und es wurden immer seltenere Stunden.

Und dann kam Internet. Ich diskutiere mit Onlinefreunden – bis tief in die Nacht – Themen, die mich bewegen, und lache unter den Fotos meiner Fotofreunde über Kommentare unserer gemeinsamen Buddies. Echte Treffen mit echten – im Sinne von “aus Fleich und Blut” – Freunden werden immer seltener und immer seltsamer, weil man zuerst in Facebook Places eincheckt und der Welt mitteilt, dass man sich dort mit einem Freund trifft…

Ich war am Freitag joggen und habe dabei meinen Schlüssel verloren. der Ersatzschlüssel wird 10 km entfernt aufbewahrt, und um dorthin zu kommen, habe ich in allen Nachbarhäusern geklingelt. erst drei Häuser weiter war jemand nicht in Urlaub. auf dem Weg unterhielten wir uns – wir unterhalten uns sonst sehr selten – und waren uns in ein paar Themen sofort einig. zum Beispiel wozu man arbeiten geht oder dass mit den Reisen. unter anderen Umständen hätten wir vielleicht Freunde werden können, doch weil in unserem Dorf paar ex-Freunde sich nur noch vor dem Richter unterhalten, gilt es bei uns als Tabu, sich mit Nachbarn anzufreunden. bekloppt.

Was war das also nochmal, die Freundschaft? muss man was gemeinsames erlebt haben? muss man eine gemeinsame Zukunft haben können? darf man gleichzeitig im wahren Leben und bei Facebook befreundet sein? wo geht die Freundesreise hin?

Meine Tochter bezeichnet als Freund jemanden, den sie mag. ich fahre gleich zu einem Geburtstag von meinem Lieblings-ex-Kollegen, den ich mag. ich glaube, er ist mein Freund.

2 Comments

  1. “Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück noch strahlender und erleichtert das Unglück.” (Cicero)
    Dieser Spruch trifft den Kern für mich persönlich. Freunde nehmen Anteil an den guten und schlechten Zeiten und sind eine wichtige Stütze in meinem Leben. Ohne meine Freunde wäre vieles schwerer oder weniger schön. Ich danke Ihnen, dass es sie für mich gibt. Danke Sina und Silke! Freundschaft ist unabhängig von Entfernung, Alter, Herkunft, Glaube. Es ist ein unsichtbares Band, das sich zwischen zwei Menschen spannt. Manche Freunde begleiten mich schon lange, andere wiederum erst seit kurzer Zeit. Einige haben einen anderen Weg eingeschlagen und sich entfernt, andere nähern sich an. Es ist schön, Freunde zu haben!

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  2. ich mag dich !

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