Von der Freude, zu leben und der Trauer, wach zu sein

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Wenn ich wach bin, bin ich manchmal traurig. über ein abgesagtes Treffen, über nicht verstanden worden zu sein oder darüber, dass die Deutsche Schnarchpost meine Bilder nicht rechtzeitig zur Vernissage nach Mainz schafft. ich bin traurig, wenn ich viel Zeit in Staus verbringen muss, wenn meine Kinder sich streiten oder mich ärgern und über Leute, die “ich ruf dich zurück” sagen und es nicht tun.
Wenn ich wach bin, freue ich mich über mein Leben. ich geniesse den Duft von Jasmin und Holunder, den Geschmack von Walderdbeeren, die sich gemeinsam mit Waldmeister in meinem Garten vermehren. ich freue mich über den Klang der Sportschuhe auf dem Waldboden und über die weichen Kinderhaare, die samt Besitzer ab und zu zum Kuscheln kommen.
Mein Hausarzt hat gesagt: Da wo die Angst ist, da geht es lang. viel darüber nachgedacht, definierte ich meine Angst als “Angst, es nicht mehr zu schaffen”. das “ES” ist dabei vorerst nur schwammig definiert. leider. Bücher wie “100 Dinge die man im Leben gemacht haben sollte”, interessieren mich dabei wenig. meine eigene Liste zu schreiben finde ich doof. ich fange einfach ein Ding nach dem anderen an und gucke, wie es mir damit geht. einen neuen Job in Berlin. einen fitteren Körper. ein Buch. eine Reise. noch eine Reise. ein paar unvernünftige Schuhe. gelben Paprika im Gemüsebeet. neue Bezugspersonen zum Ausgehen und Lachen.
Wenn ich schlafe, ärgere ich mich nicht. meine Träume gleichen quitschbunten Kinofilmen, von denen ich nicht weiss, ob diese Vorboten späterer Deja vue Erlebnisse sind, so real fühlen sie sich an.
Heute Nacht träumte ich, ich bin am Ufer eines Flusses, und ich möchte einer Person am anderen Ufer etwas zeigen. dazu gehe ich paar Schritte ins Wasser und werde sofort in die Tiefe gerissen. ich merke, dass ich mich nicht schwimmend fortbewegen kann, weil ich meinen braunen Wollmantel anhabe, und das Letzte, was ich sehe bevor das Wasser sich über meinem Kopf schließt, ist die Person am anderen Ufer, die immer noch nicht in meine Richtung guckt und mich nicht retten wird.

2 Comments

  1. Die Person wird dich nicht retten, denn du bist ja diejenige, die den blöden Mantel an hat. Also raus aus dem Mantel und ab an die Oberfläche. Da scheint dann die Sonne und schwimmen kannst du auch wieder. :)

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  2. das sag ich dir, liebe Tanja! dafür liebe ich solche Träume – sie geben Schritte vor, man muss sie nur befolgen. sürze dich nicht für andere Idioten ins tiefe Wasser! lege unnötigen Balast ab! denke an dich! kümmere dich um dich!

    mach ich, versprochen! :-)

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