Solltest du den Liminal Space in dein Leben integrieren?

liminal space nadja petranovskaja

Diese Zeilen entstehen unter dem Einfluss grenzenloser Freiheit, dem Mut, alles Physische loszulassen, und den tiefen Einsichten, die ich als Nomadin auf meinen Reisen gesammelt habe. Ich habe mich gefragt, wie ich dir das von mir kürzlich entdeckte Konzept des Liminal Space nahebringen kann, und tue dies mit Hilfe von Alice aus dem Wunderland und Otto Scharmer.

Was, wenn du, wie Alice, durch das Kaninchenloch fällst – in einen Raum voller Ungewissheit und Möglichkeiten?

In meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Change-Projekten wird Transformation oft als ein Prozess verstanden, bei dem wir uns von einer Version unserer selbst zu einer verbesserten weiterentwickeln. Ob mit Wasserfall oder Agilen Methoden, es wird stets das Vorhandene genommen und dann mehr oder weniger radikal verändert. Die Erfolgsquote solcher Change-Projekte ist uns allen bekannt, daher bin ich immer auf der Suche nach echten Quantensprüngen in die neue Welt der Arbeit.

Was wäre also – hier als These – wenn echte Veränderung nicht wie bisher üblich durch Weiterentwicklung geschieht, sondern durch das Betreten eines ganz besonderen Zwischenraums – des Liminal Space?

Der Liminal Space – Das Kaninchenloch der Transformation

Wenn du an Alice im Wunderland denkst und an den Moment, in dem Alice durch das Kaninchenloch fällt – spürst du Begeisterung oder Unbehagen? Stell dir vor, du wärst Alice und befindest dich plötzlich in einer Welt, die völlig anders ist als alles, was du zuvor kanntest. Du bist weder in deiner alten, vertrauten Welt noch vollständig in der neuen angekommen. Dieser Zustand des Übergangs, des Schwebezustands zwischen dem Alten und dem Neuen, ist genau das, was man als Liminal Space bezeichnet.

Der Liminal Space ist ein Übergangsraum, eine Wartehalle – ein Moment oder eine Phase, in der du das Alte hinter dir lässt, aber das Neue noch nicht erreicht hast. Es ist ein Raum, der voller Unklarheit und Unsicherheit sein kann, aber auch voller Potenzial und Möglichkeiten. Es ist, als würdest du auf einer Schwelle stehen, bereit, das Unbekannte zu betreten, aber noch nicht ganz sicher, was auf der anderen Seite wartet.

Warum der Liminal Space für Führungskräfte und Unternehmen entscheidend ist

Als Psychologin weiß ich, dass unser Gehirn darauf programmiert ist, das Vertraute zu bewahren und das Bekannte zu schützen. Dieses Bedürfnis, festzuhalten, was wir haben, ist tief in uns verankert – eine Art Überlebensmechanismus, der uns in der Evolution gedient hat. In der Psychologie spricht man hier vom Status-quo-Bias, einer Tendenz, das Bestehende zu bevorzugen und Veränderungen zu vermeiden.

Doch in einer Welt, die sich immer schneller verändert, kann genau dieses Festhalten zum größten Hindernis werden. Transformation bedeutet nicht nur, bestehende Strukturen weiterzuentwickeln und zu optimieren, sondern oft auch, das Bekannte radikal loszulassen, um Raum für echte Innovation zu schaffen. Der Liminal Space fordert uns auf, uns bewusst in diesen Zwischenraum zu begeben – einen Raum, der uns die Möglichkeit gibt, innezuhalten, zu reflektieren und uns neu auszurichten.

In „Alice im Wunderland“ navigiert Alice durch eine Welt voller Paradoxien und unerwarteter Wendungen. Sie lernt, dass das Unbekannte nicht nur bedrohlich, sondern auch voller Chancen ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Liminal Space: Er ist nicht nur ein Ort der Unsicherheit, sondern auch ein Raum, in dem das Loslassen des Alten der Schlüssel zu langfristigem Erfolg und nachhaltiger Veränderung sein kann.

Ich würde mich selbst ohrfeigen, wenn ich hier nicht aus Erfahrung sprechen würde. Die letzten Monate waren voll mit sehr gegensätzlichen Gedanken, Gefühlen und Erfahrungen für mich. Ich habe so viel losgelassen, dass mein Leben sich nach einem Vakuum angefühlt hat. Meinen Freunden habe ich mich selbst als Helium-Ballon beschrieben, und ich fühlte mich gleichzeitig begeistert über die Leichtigkeit meines Zustandes und erschrocken über die Ungewissheit. Alles war möglich, eine seltsame Erkenntnis.

Der Künstler Michelangelo sagte einst: „Perfektion ist, wenn man nichts mehr wegnehmen kann.“ In einer Zeit, in der unsere Narrative uns oft dazu drängen, immer mehr hinzuzufügen, lädt uns der Liminal Space ein, radikal zu denken – und zu erkennen, dass wahre Transformation oft darin liegt, das Überflüssige, Unnötige, Beschwerende loszulassen und in die Leichtigkeit des Nicht-Wissens, der Nicht-Kontrolle zu kommen.

Die Raupe optimieren oder zum Schmetterling werden?

Gemeinsam mit Birgit Dierker habe ich oft über das Konzept gesprochen, das wir „Raupen optimieren“ nennen. Es beschreibt die Tendenz, einfach weiterzuentwickeln, was bereits vorhanden ist, ohne wirklich tiefgreifende Veränderungen zuzulassen und damit zu leben, dass man auf der Erde rumkriegt statt zu fliegen. Wie Alice entdecken konnte, gibt es Momente, in denen es notwendig ist, sich komplett aufzulösen und neu zu orientieren – ähnlich wie die Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt.

Statt die bestehende Raupe weiterzuentwickeln, erfordert wahre Transformation, dass wir uns, wie die Raupe, in eine klebrige Soße auflösen (klingt nicht wirklich appetitlich, oder?) und uns dem Prozess hingeben, ohne zu wissen, was genau am Ende entstehen wird. In dieser Auflösung liegt das Potenzial für den Schmetterling, der bereits in der Raupe angelegt ist – ebenso wie in jedem von uns und in jedem Unternehmen ein enormes Potenzial schlummert. Ob aus unserem Ei dann ein Pfau oder ein Krokodil schlüpft, das wissen wir eben nicht. Ok, genug Metaphern.

Eine Einladung: transformative Visualisierung

Als ich vor vielen Jahren die Theory U Ausbildung gemacht habe, hat mich die Meditation von Otto Scharmer sehr bewegt. Angelehnt an sein Bild eines Nadelöhrs, das du nur passieren kannst, wenn du das gesamte Gepäck deiner Reise ablegst, lade ich dich ein, einen kurzen Blick in den Liminal Space zu werfen:

  1. Finde einen ruhigen Ort, schließe die Augen und atme tief durch.
  2. Stelle dir vor, du bist ein großer Heißluftballon, bereit zum fliegen jedoch fest an der Erde angebunden und mit Gewichten und Sandsäcken beschwert.
  3. Frage dich: Was hält mich im Hier und Jetzt fest? Was hindert mich daran, zu fliegen?
  4. Visualisiere, wie du all diese Dinge und Gedanken loslässt, eins nach dem anderen. Fühle, wie du leichter wirst, bereit, den großen unbekannten Luftraum über dir zu betreten.
  5. Fliege nun los und tauche in den Liminal Space ein – diesen heilenden, wenn auch unheimlichen Zwischenraum. Spüre, welche Gedanken und Gefühle auftauchen.
  6. Öffne dich den Möglichkeiten, die du nur sehen kannst, wenn du frei bist von dem Kram und Ballast aus der Vergangenheit.

Es mag sich unsicher anfühlen, sich in diesen Raum zu begeben, doch genau hier findet die wahre Transformation statt. Es ist der Raum, in dem wir uns von innen heraus neu ausrichten können, um unsere größten Potenziale zu entfalten.

Wissenschaftliche Perspektive

Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass das Loslassen alter Muster und das Auflösen verkrusteter Gewohnheiten entscheidend ist, um Platz für Neues zu schaffen. Der Prozess der Neuroplastizität – die Fähigkeit des Gehirns, sich neu zu organisieren und zu wachsen – unterstützt die These, dass wir, um uns wirklich zu transformieren, alte Denkmuster loslassen müssen.

Schritt für Schritt ins Wunderland

Ich lade dich ein, diese Reise in den Liminal Space anzutreten. Nimm dir die Zeit, dich auf deinen inneren Ruf auszurichten, anstatt den äußeren Trends zu folgen. Hier sind drei konkrete Angebote für dich:

  1. In meinem Wunderland Workbook und Wunderland Kurs begleite ich dich dabei, diese Schritte zu gehen und dich aus deinem Inneren zu transformieren.
  2. Immer zu Vollmond mache ich ein Webinar mit inspirierenden Impulsen aus meinen reisen zum Thema “Spiritualität und Business” – reserviere dein Ticket hier.
  3. Wenn du bereit bist, dich auf diese Reise einzulassen, stehe ich dir auch gerne als Coach zur Seite. Für alle deine Fragen kannst du einen chemistry check mit mir buchen.

Lass uns gemeinsam die Raupe hinter uns lassen und den Schmetterling in uns freisetzen.

Herzliche Grüße, Nadja Petranovskaja

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