Diese Woche habe ich wieder das Bild vom Karussell um mich herum. Das Karussell hat wieder auf, man darf sich aber wegen Corona nur auf jedes zweite Pferdchen setzen.
Mein Sohn geht jede zweite Woche in die Schule. Die andere Wochen ist die andere Hälfte der Klasse dort. Für Klausuren müssen jedoch alle hin, dann schreibt man halt in der Mensa oder in der Aula.
In Restaurants darf nur jeder zweite Tisch mit Gästen sein. Die leeren Tische dazwischen helfen, dem Tischgespräch zu folgen. Es ist leiser.
Es ist insgesamt leiser und ruhiger. In den sozialen Medien wird weniger diskutiert. Gewöhnen wir uns so schnell an alles, was mit uns passiert, was uns passiert?
Ausnahme ist die Straße. Die Staus sind wieder da. Und ab Mitte Juni könnnen wir alle wieder in den Urlaub. Was interessiert uns dann noch eine mögliche Transformation?
Ein Bild mehr: das Neue, das Ungewisse (dem ab und zu der Titel „New Normal“ verpasst wird) ist nicht kleiner geworden. Damit es sich nicht so gewaltig und nicht so gefährlich anfühlt, versuchen in meiner Beobachtung viele Personen, Institutionen, Unternehmen, dieses gerade entstehende Neue in einen festen Rahmen zu stecken. Damit es begreifbar wird und sich normal anfühlt.
Wir sprechen über Einkaufsgutscheine für alle. Damit die Konjunktur wieder anzieht. Dabei haben in den vergangenen Wochen so viele von uns immer wieder festgestellt, wie wenig Konsum wir doch brauchen. Es wurde viel darüber geredet, wie heilsam Minimalismus ist und wie erfinderisch wir werden, wenn etwas gerade nicht da ist.
Doch kaum stehen die Geschäfte offen, sind lange Schlangen die neue Normalität. Die Textilbranche hat 70% Umsatzeinbußen gehabt. Dennoch ist niemand nackt rungelaufen.
Die Lufthansa wird gerettet. Das eine oder andere Automobilunternehmen auch. Damit alles bloß so bleibt wie es mal war. Bedingungsloses Einkommen? Dafür ist grad keine Zeit. Vollbeschäftigung scheint nach wie vor das Ziel zu sein, dabei waren in den ersten Wochen die kritischen Stimmen diesbezüglich so klar. Das Streben nach Vollbeschäftigung hat uns hierher gebracht – in eine Welt, in der wir anfällig, fragil, abhängig sind von dem sich immer weiter drehenden Karussel…
Ich würde gern sagen, dass mir das egal ist. Doch ich kann nicht. Meine Kinder werden in dem nächsten Jahr mit der Schule fertig sein, wir diskutieren im Moment viel über das Arbeiten und den Sinn des Lebens.
Und wie jede Mutter will ich, dass meine Kinder glücklich werden.
Was war diese Woche noch wichtig?
Mit dem Karussel verbinde ich viel Freude und auch Schlechtsein wenn ich es übertrieb. Und damit die Möglichkeit etwas selber zu merken. Ich denke auch in der aktuellen Situation ist es so. So wie mein Bild “was ist gut für meine Kinder” sich verändert, verändert sich ihr eigener Blick. Und wissen müssen sie es schlussendlich selber. Ich versuche zufrieden zu sein, wenn ich erreicht habe, dass sie mir glauben ich tat “es” mit dem Blick auf ihr Glück.
Wunderbare Bilder, danke dafür!