Wie soll GROSSES entstehen, wenn nie einer austickt?

petranovskaja grosses entstehen

Wie entsteht Grosses? Als in der Wirtschaft tätige Psychologin beschäftige ich mich viel damit, was es braucht, damit etwas entsteht. Ich begegne vielen wunderbaren Menschen, die Visionen haben. Aus diesen Ideen und Konzepten entstehen nach und nach Veränderungsprojekte, die dann (manchmal) zu organisationsumfassenden Transformationen werden. Doch wo und wie entsteht das Große, das wir dann als Ergebnis sehen und erleben können? Dass ich eine Brücke zwischen dem Urknall, den ägyptischen Pyramiden und den heutigen Start-Ups schlage, ist zufällig beim Schreiben passiert und kostet dich nur 8 Minuten Lesezeit.

Enjoy!

Fangen wir doch mal mit dem Universum an. Da gibt es ja mehrere Weltansichten, doch in einem sind sich Physiker und Popen einig: Das, was für den aktuellen Stand unseres Universums mit all den Sternen und Planeten zuständig ist, ist uns nicht ganz geheuer und ist uns noch nie persönlich begegnet. Das gemeinsame in diesen beiden Antworten auf die Frage, wie Großes entsteht lautet:

Es darf durchaus chaotisch sein.

Die Bibel sagt, am Anfang war der Chaos da. Dunkel, leer, wüst und wirr.

Die Physiker sagen: “Am Anfang war alles, was sich im Universum befand, sehr heiß und gleichmäßig im Raum verteilt. Das Universum expandierte und kühlte sich dabei ab. Aus den Saatkörnern kleinster Unregelmäßigkeiten bildeten sich schließlich Materieklumpen – Galaxien, Sterne und endlich auch Planeten.” Im Grunde also auch ein Chaos, aus dem sich das asymmetrische und lustige um einander Drehen der Sterne und Planeten entstand.

Ob nun “es” oder “er” unsere Welt erschaffen haben, fest steht:

Von nichts kommt nichts

Und somit komme ich zu den großen Dingen, die sich unterhalb der Stratosphäre befinden. Die ägyptischen Pyramiden zum Beispiel. Oder wie Wolkenkratzer.

petranovskaja grosses bauen

Auch wenn das Erbauen der Wolkenkratzer uns viel einfacher zu sein scheint, als das mysteriöse Zustandekommen der ägyptischen Pyramiden, wird es in beiden Fällen ein Vorhaben gewesen sein, dass gänzlich ohne Projektmanagement-Software und Webkonferenzen ausgekommen ist. Wenn wir uns fünf Minuten Zeit nehmen, die Erfolgsfaktoren zu notieren, die dazu geführt haben, dass diese großen Bauwerke zustande gekommen sind, dann finden wir Begriffe wie:

  • Hingabe
  • Struktur / Disziplin
  • Begeisterung
  • gemeinsame Sprache
  • klare Führung / Anleitung

Von Jörg hinzugefügt:

  • das große Bild
  • die gemeinsame Vision
  • Vorstellungskraft

(Fehlt dir etwas? Dann freue ich mich über ein Kommentar!)

Bleibt noch die Frage, woher derjenige, der das Projekt beauftragt hatte, die Idee hatte, so etwas Großes entstehen zu lassen… Als Psychologin suche ich dann immer gern nach den Beweggründen und Motiven. Manche wollen Ruhm, manche wollen Ruhe. Theoretisch ist jedes Lebensmotiv eine gute Grundlage für das Entstehen von einem großen Etwas.

(Wenn ich von Motivation und Motiven spreche, meine ich die folgenden 16 Lebensmotive nach Steven Reiss:

petranovskaja reiss profile motive

Ich arbeite begeistert mit diesem Persönlichkeits-Profil. Wenn du fragen hast, melde dich gern!)

Grosses in der VUCA Welt

Willkommen in der Zukunft! Alteingesessene Unternehmen werden mit neuen Iden vom Markt gedrängt, neue Ideen werden von jungen Menschen ohne Uni-Abschluss in die Welt gepustet. Verwirrende Nachrichten über Einhörner der Wirtschaft – gestern noch unbekannte Unternehmen haben plötzlich eine Marktbewertung von über einer Milliarde Dollar…

Wir entwachsen dem Zeitalter der Industrialisierung – dafür gibt es mehr als genug Anzeichen. Doch wer bestimmt, was nach nächste Große sein wird? Gern bringe ich hier das oft zitierte Schaubild über die Liste der wertvollsten Unternehmen der Welt (vor und nach dem Smartphone):

Die oft genannten Beispiele der neuen Unternehmen wie airbnb, Uber, Car2Go zeigen, dass es neue Geschäftsmodelle gibt, die in der Lage sind, Märkte vollständig zu revolutionieren (Buzzwort: Disruption). Dabei erobern sie nicht nur Marktanteile, sie sind auch finanziell in die oberste Liga aufgestiegen. Das wertvollste deutsche Unternehmen, Volkswagen, war 2014 mit 119 Milliarden genauso viel wert wie Facebook. Daimler und BMW liegen mit 101 Milliarden und 80 Milliarden weit unter dem Marktwert dieses sozialen Netzwerks. Hingegen wurde UberTaxi Anfang 2015 mit 40 Milliarden Dollar bewertet – ein Unternehmen, das gerade einmal sechs Jahre alt ist. Airbnb steht derzeit bei rund zehn Milliarden Dollar und ist damit schon jetzt mehr wert als die meisten globalen Hotelketten mit Tausenden eigenen Hotels.

Großes entsteht nicht nur, Grosses kann auch verschwinden

Traditionelle, früher sehr erfolgreiche Unternehmen wie Kodak oder Nokia verschwinden plötzlich nahezu komplett von der Arena der Großen. Mein Lieblingszitat in diesem Zusammenhang kommt vom Nokia-CEO:

We didn’t do anything wrong, but somehow, we lost. – Stephen Elop

Nun aber genug vom furchterregenden und traurigen Geschehen. In der Marktwirtschaft soll so etwas nicht nur normal, sondern auch gesund sein. Und, by the way: airbnb wird in mehreren Städten gerade daran gehindert, zu wachsen (damit die Wohnungen nicht ausschließlich an Touristen vermietet werden).

Widmen wir uns zum Schluss einer Frage, die den für den Titel zuständig ist.

Wie soll GROSSES entstehen, wenn nie einer austickt?

Unsere Welt ist aus einem Chaos entstanden. Da war etwas nicht ganz plan und sauber und – zack! – sind Galaxien und Planeten entstanden. Eine Perle entsteht in einer Muschel auch nur dann, wenn etwas Fremdes eine Störung herbeiruft. Es ist also durchaus hilfreich, wenn nicht absolut notwendig, dass eine Störung, eine Unregelmäßigkeit (ein Größenwahn, eine verrückte Idee – diese Liste gern gedanklich fortsetzen) vorhanden sind.

Doch was machen wir mit Störungen und Unregelmäßigkeiten im “normalen” Alltag?

  • Wir versuchen diese zu ignorieren.
  • Zu umgehen.
  • Zu glätten.
  • Zu kaschieren, zu eliminieren usw.

Es fängt schon in der Schule an. Wer nicht zum Mittelwert des verlangten passt, wird abgestraft. Wer darunter liegt, bleibt sitzen. Wer darüber liegt, wird gemobbt, bis er sich anpasst. Traurig und wahr.

Im Beruf ist eine Abweichung – dem Industriezeitalter lieben Dank! – absolut nicht willkommen. Es soll doch bitte alles zu den festgeschriebenen Prozessen passen. Und zum Organigramm. Und zum Jahresziel und zum Plan. Anstrengend, traurig und leider wahr.

Stillstand ist der Tot

Doch nun ist alles anders. Wir sprechen von VUCA, wir untersuchen die bereits bekannten Disruptionen, während die neuen unsere bestehenden Stellenbeschreibungen gefährden, wir lesen Bücher, wir zitieren Modelle und lernen Methoden. Mit anderen Worten: Wir haben erkannt, dass wir uns mit dieser neuen Situation beschäftigen müssen. (Bestimmt haben es noch nicht alle erkannt, da wird es wohl noch den einen oder anderen geben, der den Nokia-Spruch zitieren wird, weil auch sein Geschäft geschlossen oder aufgekauft wird.)

Wir sprechen oft und lang über NewWork, Arbeit 4.0 und Innovation. Und je mehr von uns an diesen Dialogen und Diskussionen teilnehmen, desto besser. Denn: Wir sind alle in einem Boot. Auf diesem einen Planeten. Wir sind alle gleichermaßen dafür verantwortlich, wie unsere Zukunft aussehen wird. Es gibt keine Entschuldigung, absolut nichts dazu beizutragen, dass diese Zukunft eine lange und nachhaltige sein wird. Manchmal sind schon kleine Dinge entscheidend, damit sich nach und nach etwas verändert. Nicht jeder von uns baut an einer ägyptischen Pyramide oder einem neuen StratUp-Einhorn. Aber jeder von uns tut etwas – jeden Tag.

  • Es kann also ein Wort sein oder ein Satz, der Einfluss hat.
  • Es kann etwas sein, das du tust – oder sein lässt.
  • Ein Schritt. Eine Aktion. Deine Teilnahme an etwas. Eine Unterschrift.
  • Es kann eine Geschichte sein, die du deinen Kindern erzählst. Oder etwas, wovon du träumst und was du mit deinen Freunden teilst.
  • Es kann eine Reise sein, die du unternimmst. Ein Buch, das du liest. Ein Brief, den du schreibst.

Großes wird einzig und allein im Auge des Betrachters groß. Es gibt kein Verbot, etwas nicht als groß zu bezeichnen. Denn niemand kann vorhersehen, was genau dazu führt, dass etwas Großes entsteht.

Wie Steve Jobs sagte:

petranovskaja steve jobs dots future

 

Betrachten wir zum Schluss nochmal Erfolgsfaktoren. Was sollte dazu beitragen, dass wir alle und jeder von uns das Gefühl haben, austicken zu können? Ich für meinen Teil lege folgende Faktoren als Grundlage:

  • Neugier
  • Mut
  • Überzeugung / Vision
  • Selbstkenntnis
  • Change Kompetenz

Unschwer zu erkennen, keine der gelisteten Kompetenzen steht auf der Fächerliste in einer normalen Schule, und einen Online Kurs zu den meisten Begriffen wird man nicht finden. Das Verbindende dieser Faktoren ist die Tatsache, dass sie uns allen bekannt und verständlich sind. Und darum suchen wir – abseits der breiten Wege des Berufslebens – immer wieder Möglichkeiten, uns damit zu befassen. Zwei Möglichkeiten dazu möchte ich an dieser Stelle gern erwähnen:

  • Create Your Year: ein jährlich stattfindender Workshop, der Menschen zusammen und ins gemeinsame, ko-kreative Lernen bringt. Das Thema des CYY 2019 lautet “Selbstbewusstsein
  • Berlin Change Days: ebenfalls jährlich stattfindende Zusammenkunft von Menschen, die sich zum Thema Change austauschen. Diese Veranstaltung ist global und findet 2018 unter der Überschrift “Courage and Corporate Activism” zum 10. Mal statt

Es reicht nicht zu wissen, man muss es auch tun

Nochmal zurück zum Titel des Artikels. Mit “Austicken” meine ich nicht ausschließlich eine rebellische Aktion in einem geregelten Umfeld. Viel mehr geht es mir darum, unser “Das haben wir schon immer so gemacht” wach zu rütteln. Die dicken Schlagzeilen liefern tagtäglich genug Sense of Urgency – und diese Erkenntnis sollte für mehr ausreichen, als für das Retweeten oder ein Kneipengespräch. Resultate resultieren aus Taten. Großes entsteht nicht im Vacuum. Und “auch die längste Reise beginnt mit einem ersten kleinen Schritt”.

Es geht mir auch darum, dass wir aufhören zu hoffen, jemand anders kommt und rettet uns. Es ist an uns, es selbst zu tun. Weil wir die Pflicht haben, die Dinge zu tun, die getan werden müssen. Weil genug Potential in uns schlummert, um sämtliche Probleme, die wir schon kennen oder noch kennenlernen werden, zu lösen.

Lasst uns also mutig sein! Voran gehen, selbst Vorbild sein und andere unterstützen, die etwas Mutiges tun. Lasst uns wach bleiben, neugierig, hungrig und ein wenig verrückt.

Lasst uns GROSSES vollbringen!

petranovskaja Unterschrift signatur

 

 

2 Comments

  1. Hallo Nadja,

    ich würde zu den Begriffen noch das große Bild, die gemeinsame Vision und Vorstellungskraft hinzufügen.

    Reply
    • das finde ich gut! habe die Begriffe hinzugefügt :-) beste Grüße in den Osten!

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