In diesem Artikel berichte ich über meine Erfahrungen mit Crowdfunding. Sie können von anderen Erfahrungen abweichen. Fünf Minuten Lesezeit.
Wikipedia behauptet:
Crowdfunding [ˈkɹaʊdˌfʌndiŋ] (von englisch crowd für ‚(Menschen-)Menge‘, und funding für ‚Finanzierung‘), auf deutsch auch Schwarmfinanzierung oder Gruppenfinanzierung, ist eine Art der Finanzierung. Mit dieser Methode der Geldbeschaffung lassen sich Projekte, Produkte, die Umsetzung von Geschäftsideen und vieles andere mit Eigenkapital oder dem Eigenkapital ähnlichen Mitteln, in Deutschland zumeist in Form partiarischer Darlehen oder stiller Beteiligungen, versorgen. Eine so finanzierte Unternehmung und ihr Ablauf werden auch als eine Aktion bezeichnet. Ihre Kapitalgeber sind eine Vielzahl von Personen – in der Regel Internetnutzer, da zum Crowdfunding meist im World Wide Web aufgerufen wird.
Im Mai 2019 habe ich über die Kickstarter Plattform die englische Version der BeraterKarten – WonderCards – erfolgreich finanziert. Die drei wesentlichen Erkenntnisse möchte ich mit dir teilen.
- Es ist eine Mutprobe und eine Gefühls-Achterbahn
- Es ist eine wunderbare Zeit, um tolle Menschen kennenzulernen
- Es ist ein Safe-to-fail Experiment
Es ist eine Mutprobe
Stell dir vor, du stellst dich in ein Schaufenster, und niemand schaut hin? Stell dir vor, du stehst mit einem Gemüse-Stand auf dem Markt, doch niemand will dein Gemüse?
Wer schon einmal einen Impostor-Syndrom erlebt hat, der sollte sich vor der eigenen Crowdfunding-Campagne genug Baldrian und die Telefonnummern der besten Freunde in die Tasche legen. Ich bin ziemlich naiv und blauäugig in die vierwöchige Phase des Fundings reingehüpft, und ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so viele Zweifel an meinen eigenen Fähigkeiten hatte.
Es ging mir phasenweise alles andere als gut. Schlechter Schlaf, Unruhe, Nervosität… An manchen Tagen habe ich 300 Mal auf mein Handy geguckt – ob wohl jemand doch in mein Schaufenster schaut? Ob wohl doch jemand das Gemüse will?
Hätte ich vorher gewusst, dass das so sein wird, hätte ich mich besser vorbereitet. Wie genau, sage ich am Ende des Artikels.
Zusammenfassend: Crowdfunding Kampagne zu organisieren und durchzuführen ist nichts für schwache Nerven. Es ist eine wertvolle Erfahrung, aber auch eine Art Selbsttest, eine Prüfung der eigenen Selbstwertgefühle und sollte behutsam vorbereitet werden.
Es geht um Menschen
Ich reise gern. Und bei meinen Reisen lerne ich sehr gern Menschen kennen. Andere Reisende oder Einheimische.
Crowdfunding war so etwas Ähnliches für mich. Ich habe andere “Reisende” getroffen – Menschen, die auch gern Ideen verwirklichen. Ich habe auch “Einheimische” getroffen – Menschen, die sich über meinen “Besuch” gefreut haben.
Es geht beim Crowdfunding um Menschen. Darum, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Menschen für sich zu gewinnen. Für die Idee und das Produkt. Manche brauchen das Produkt nicht – sie unterstützten mich als Person. Manchen bin ich als Person vielleicht egal – sie wollten das Produkt mit erschaffen.
Die Crowd zustande zu bringen braucht einige Kompetenzen.
- Den Mut, sich zu zeigen.
- Die Fähigkeit, andere um Hilfe zu bitten.
- Liebe zu anderen Menschen.
- Kreativität
Unterstützung kommt nämlich oft aus völlig unerwarteten Quellen. Über Twitter. Von einer Podcasterin aus Australien. Oder von jemandem, den ich noch nie persönlich getroffen habe – wir haben uns nur auf LinkedIn wegen Working Out Loud geschrieben.
Menschen sind toll. Voller Ideen und Energie. Ich glaube, ich habe auf meiner Crowdfunding Reise die Menschen teilweise unterschätzt. Und deshalb wohl auch an mir selbst gezweifelt.
Menschen können Berge versetzen. Ganze Welten erschaffen. Projekte über Crowdfunding zum Erfolg bringen. Danke, Menschen!
Safe to fail Experiment
In meinem Umkreis denken nach meinem Erfolg einige Kollegen über eigene Kampagnen nach. Nur wenige wussten, wie schwer diese vier Wochen für mich waren. Viele sehen nur das Ergebnis. Nicht den Weg.
Und dennoch würde ich jedem empfehlen, so etwas wie Crowdfunding zu versuchen. Als ein Safe-to-fail Experiment. Als eine Reise. Als eine Möglichkeit, sich mit ganz vielen Menschen zu verbinden und sich plötzlich als einen Teil einer großen Gemeinschaft zu fühlen.
Wenn es klappt, folgt die Umsetzungsphase. Das ist zum Teil viel Arbeit.
Wenn es nicht klappt… dann hast du auf jeden Fall eine Geschichte für die nächste F*** up-Night.
Das habe ich mir jeden Abend beim Einschlafen gesagt.
Vielen in unserem Leben passiert nur deswegen nicht, weil wir eine irre Angst vorm Misserfolg haben. Wir haben nicht gelernt, stolz auf Fehler zu sein. In unserer Gesellschaft ist “Nicht geschimpft schon gelobt genug”. Und darum gehen wir – aus meiner Sicht viel zu oft – auf die Nummer sicher.
Beispiel: Deutschland belegt einen der Ersten zehn Plätze in der Liste der eingereichten Patente.
Und einen der letzten zehn in der Liste der umgesetzten Patent-Ideen.
Ja, jetzt kommt der Nadja-Schubs: Wenn du eine Idee hast, raus in die Welt damit! Es muss ja nicht sofort eine Kickstarter-Kampagne werden… Für die deutschen BeraterKarten habe ich zum Beispiel mit Prototyp-Testern gearbeitet: mit ca. 50 Menschen, die ich aus meinem Netzwerk akquiriert habe, mich bei der Entwicklung der Karten zu unterstützen.
50!
Menschen sind wunderbar, nicht wahr?
Du kannst gern bei mir anfangen und dich an mich wenden. Ich bin gern dein erster Prototypen-Tester. Für was auch immer. Ich mag Menschen, Ich mag Ideen. Ich mag Neues.
#Schubs
Was ich beim nächsten Mal anders machen würde?
Bessere Vorbereitung. Nicht nur Erfolgs-Stories über Crowdfunding lesen, sondern auch die Fail-Projekte anschauen.
Anweisungen folgen. Wenn dort steht, starte 5-6 Wochen davor mit Kommunikation, dann ist das ein guter Rat. Manche Menschen brauchen länger, bis sie bereit sind, dich zu unterstützen. Manche haben noch nie etwas von Crowdfunding gehört und brauchen erstmal Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Manche wollen Muster des Produktes, um darüber reden zu können.
Finanzielle Grenze niedrigen setzen. Schließlich ging es mir nicht darum, Geld zu machen, sondern viel mehr darum, viele Menschen zu erreichen. Ich wäre viel weniger unter Druck, wenn die Kampagne früher voll finanziert wäre, und könnte mit mehr Leichtigkeit agieren.
Das wäre es auch schon.
Danke fürs Zuhören :-)
Hallo Nadja,
vielen Dank für diesen Beitrag. Das sind sehr wertvolle Informationen.
Mal schauen was mir das in Zukunft bringt.
Wieviel Aufwand hast du in die Kampagne gesteckt?
Liebe Grüße
Hallo Stefan,
hätte ich die Kampagne nicht gemacht, wäre ich definitiv eine wertvolle Erfahrung ärmer.
Ich habe mehrere Tage in die Vorbereitung der Kampagne investiert und auch mehrere Tage in die Pflege der Kontakte, Marketing und Nachhalten… Das Einfachste ist, du liest die Informationen bei Kickstarter. Da steht wirklich ALLES drin,w as du wissen musst.
Grüße, Nadja