aus dem Leben der Nicht-Limonäre

in New York leben 13 Tausend Millionäre, sie könnten eine eigene Stadt gründen. so stand das in meinem Stadtführer. so einen absolut unnötigen Quatsch merke ich mir natürlich. ich kann mit dieser Information nichts anfangen, trage sie aber dennoch mit mir.

auf einem Spaziergang durch Manhättän werden wir von einem Platzregen erwischt (heisst es so, wenn man zwei Meter vor sich nichts sieht?). leider kommt das in einer Gegend, wo man nicht mal eben in einen Laden reingeht, um sich unterzustellen. Ecke 5th Ave, kurz vor Central Park, Gucci neben Verssace, überall Türsteher. da drüben, das Kaufhaus, das wurde in dem Reiseführer als hübsch anzusehen empfohlen. wir schwimmen über die Strasse und gehen rein.

noch nie im Leben habe ich mich so fehl am Platz gefühlt. nein, so etwas ist mir nicht peinlich, mit nassen Haaren und nassen Kindern in einem vergoldeten Palast zu stehen, aber ich musste feststellen, die dort anwesenden Millionäre und Millionärinnen fanden das gar nicht lustig, dass man sie beim Anschauen und Kaufen der unbezahbaren Unnötigkeiten stört. wir fahren hoch, in jedem Kaufhaus gibt es doch ein Café? hm, auch Millionäre scheinen sich hier vom Regen zu retten, hier wird Champagner geschlürft, kein Platz für nasse Kinder.

nein, nein, dann lieber schnell raus in den Regen, Taxi und Stück weiter fahren, wo man unter die Normalmenschen kommt.

 

Paar Tage davor, auf einer Busfahrt, sehen wir eine Stretchlimo und mein Sohn erhält Auskunft darüber, wie man sie baut. man nehme eine Limusine (also kein Combi) und baue in der Mitte ein Stück ein. cool, sagt er, dann machen wir das zuhause auch mit unserem Auto. ja, fügt meine Tochter hinzu, dann müssen wir aber auch im Carport ein Stück in der Mitte einbauen. nein, Kinderchen, das machen wir nicht, wir sind doch keine Millionäre…

“Mama, was sind Limonäre?”

17 Comments

  1. Hihi. Limonäre find ich jut.
    Ich fühle mich in solchen Umgebungen auch immer total fehl am Platz. Gerne setze ich mich zu Menschen, die aussehen wie Hells Angels Mitglieder. Die haben nämlich meist lange Haare, Lederjacke und Motorradhelm dabei. Sie sind herzlich und laden mich meist auf ein Bier ein. Nette Leute. Brillanten und Gucci braucht kein Mensch. Außer eben diese Menschen. Ich frage mich warum? Weißt du das? Sind das wichtige Dinge? Schmuck, Limos und Prestige-Objekte? Glücklicher sind sie bestimmt nicht.
    Aber eine Frage wie “Mama, was sind Limonäre?” hervorzubringen … dafür hat sich das gelohnt … ;o)

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  2. ja, über das glücklichsein dieser Menschen sinniere ich auch ub und zu. und freue mich über all die Probleme, die ich nicht habe… es ist unmöglich, mit reichen Menschen befreundet zu sein, die haben ganz andere Interessen und Tagesabläufe.
    mit Hells Angels Junx kenne ich mich nicht aus. ich dachte, die sind brutal? [du hast vielleicht Freunde *staun*]

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  3. Ja ne. Hells Angels würde ich jetzt auch nicht treffen wollen. Aber viele Rocker sehen eben so aus und ich wollte es bildlich darstellen. Ich bin mit Motorrad fahren groß geworden und diese Art Menschen, die viele eben als eher “igitt” bezeichnen, sind sehr herzlich und freundlich. Wobei es natürlich auch hier Ausnahmen gibt. Wie überall.
    Und ja. Andere Interessen haben die Reichen. Ich glaube, da muss man sehr vorsichtig sein, nicht oberflächlich zu werden. Ich stelle mir das sehr schwer vor. Ich bekomme ja schon Pickel, wenn hier in der Agentur die Weibsen von den neusten Schminktrends reden. Das ist so gar nicht meine Welt.

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  4. Rocker sind Rocker. Motorradfahrer sind cool. aus irgendeinem Grund sind sie mir immer sympatischer, als Porschefahrer. obwohl ich in der Großstadt aufgewachsen bin und so gesehen nur Metrofahrer kenne ;)

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  5. “Limonäre” tolles Wort, gute Frage. Möglicherweise sind die Limonäre, die immer wieder zitierten Leistungsträger – sorry bin heute in politischer Kampfstimmung. Weniger kämperisch betrachtet stelle ich mit Wehmut fest, dass mit Geld bezahlbare Attribute von großer Bedeutung sind, dass viele danach streben zu dieser “Geld spielt keine Rolex”-Schicht zu gehören. Ich begegne beruflich vielen Menschen, die zu dieser Schicht gehören (oder vorgeben dazu zu gehören) … da wird dann dezent darauf hingewiesen, dass das Drittauto ein renovierter klassicher 911er Porsche ist, den Kurzurlaub verbringt man auf einer Insel, deren Namen ich nicht einmal gehört habe, das Handy passend zur Krawatte. Ich bemerke auch mit Verzweiflung wie dieses Leistungs-Geld-Weltbild sich immer mehr verbreitet, wie Kinder in der Schule ausgegrenzt werden, weil sie finanziell nicht mithalten können und und und … schwieriges Thema.

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  6. Aebby sagt es. Schwieriges Thema wenn man es in seiner Ernsthaftigkeit und Komplexität betrachtet. Da finde ich, hat dein Sohn das einfach hervorragend abgekürzt und auf den Punkt gebracht mit den Limonären. Das ist sehr süss, irgendwie.
    Ich möchte auch Limonärin werden und einen unbegrenzten Vorrat an Limonade haben. Das ist ein ethisch und moralisch vertretbares Ziel, jawoll.

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  7. politische Kampfstimmung will bei mir heute nicht aufkommen, aber das mit Ausgrenzung in der Schule kenne ich aus meiner Proletariat-Vergangenheit und finde, dass ist zwar harte Zeit, stärkt aber Selbstbewußtsein, wenn man so Eltern hat, wie ich sie habe, wir hatten immer Spass mit nix in der Tasche.

    *Limonärklub gründe* welche Menge sollte man als Beitritt-in-einem-Schwung-austrink-Becher ansetzen? und welche Geschmacksrichtung? ich melrke schon, ernst wirds heute nicht mehr, owaja…

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  8. also dem Limonärklub würde ich auch beitreten ;) und ich kann eine ganze Menge Limo in einem Schwung trinken.

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  9. wenn ich lieber bionade möchte, weil da weniger kohlensäure drin ist – ergo weniger “rülps” – bin ich dann bi(lli)onär ??

    interessantes thema im übrigen, mir aber auch grad zu anstrengend – wie überall gibt es solche und solche. mit der klischee-erfüllung also nicht ganz so einfach …

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  10. nix da, Billionär! das hast du dir zu einfach gedacht…
    gibts Bio-Millionäre?

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  11. also ich möchte nicht für 10 millionen nochmal arm sein =)

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  12. wohlhabend zu sein bedeutet ja lange nicht, dass man auch reich ist.
    intelligente menschen sind nicht automatisch auch schlau.

    und das man sein carport in der mitte verlängern muss, wenn man sein auto in der mitte verlängert ,zeugt von einer unübertrefflichen logik.

    du kannst stolz auf deine kinder sein -)

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  13. ja, das bin ich. die kleinen Limonäre freuen sich auf ihre Limonade, die wir heute wohl auf der Terrasse einnehmen können :-)

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  14. zu limonären und limonade hab ich grad ein nettes bild gemacht, ich mail’s dir morgen :-)

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  15. oja, bitte :)

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  16. bild ist raus an den zweitaccout

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  17. eigentlich ist das der erstaccount, der aus der Pornobalkenwut aufgegeben wurde.

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