Angst, biologisch abbaubar

Auf dem Weg zum Komposthaufen fange ich an zu schimpfen. zuerst natürlich über den Regen, der mich innerhalb von zehn Sekunden nass macht. denn wer nimmt schon Schirm mit, wenn er nur kurz zum Kompost geht? dann schimpfe ich über die Küchenberaterin, die damals diese wunderbare Erfindung in die Küche eingebaut hat – zwei getrennte Mülleimer. jeder zehn Liter groß, oder sagen wir besser, klein. für den grünen Punkt ist der Eimer ungeeignet, genau so wenig kann man ihn für Flaschen oder Papier nutzen, für Batterien ist er überdimensioniert. also Biomüll. ist doch auch eine gute Sache. nur nicht an Abenden wie heute. da ist diese Sache total bescheuert.

Die Augen gewöhnen sich nur langsam an die Dunkelheit. der Weg in die Gartenecke ist so lang wie die Spaghetti aus meiner Lieblingspackung, die es nur selten zu kaufen gibt, weil die meisten Supermärkte zu kurze Regale für dieses besondere Produkt haben. diese Spaghetti in den Topf reinzustopfen erfordert besondere Geduld. meine Füße stolpern über das Gras. hier also hört die Terrasse auf und der Rasen fängt an. komisch, im Hellen kommt mir die Terrasse immer so klein vor. jetzt erst der Rasenanfang, dann bin ich ja vielleicht vor Sonnenaufgang noch zurück… es tropft, das Gras ist glitschig und lang, die Socken werden nass, ich schimpfe schon wieder, barfuss muss man bei solchem Wetter laufen.

Meine Augen sehen nichts vor sich, nur Geräusche kommen an. das Tropfen. das Versinken der Füße im Gras. der Wind. wenn der Wind sich hier so laut anhört, bin ich schon fast bei der Hecke. dann nach links. da war noch irgendwo die Sandkiste, die muss unbedingt weg, die Kinder schon so groß und dieses Sandmonster immer noch mitten auf dem Rasen. nur nicht stolpern.

[ich stelle mir kurz vor wie ich beim Erfüllen der umweltfreundlichen Müllrausbringmission über die Sandkiste stolpere, ungünstig falle und ums Leben komme…. was dann wohl auf meinem Grabstein steht? *sie war gut zu ihrer Umwelt, aber die Umwelt nicht zu ihr*?]

Leise taste ich mich an die Hecke heran. die Blätter berühren mich, kalt und nass, abstossend und feindlich. warum sehe ich bloß nichts? das sind doch diese am Tage so hellgelben Riesenblätter… ein wildes Rascheln. ich bekomme etwas Angst. nein, das war bestimmt nur ein Vogel.

Endlich, endlich ertaste ich die Kompostkiste. schnell die Mission erfüllen, all die Kartoffelschalen, Rotkohlblätter und Apfelreste hinein. und das arme Alpenfeilchen, bei mir haben Zimmerpflanzen wenig Chancen auf langes Leben. Geschafft.

Ich drehe mich um. der Garten ist durch die paar Lampen im Haus hell erleuchtet. Scheissphysik. oder war Bilogie für dieses Dunkelheitsphänomen zuständig? meine Angst ist in einer Milisekunde wieder weg. jetzt brauche ich nur noch neue Klamotten und Tasse Tee. und eine Lindt-Kugel, die gebe ich mir auch :-)

11 Comments

  1. *lach*
    wenn ich jetzt *typisch Mann* sage, was sagst du dann?

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  2. ich empfehle die große maglite, prima waffe auch :-)

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  3. ich weiß ja nicht, wo ihr wohnt, aber hier kann ich damit höchstens meinen Maulwurf erschlagen.
    in diesem Sinne, gute Nacht :-)

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  4. typisch mann könnte stimmen. in manchen dingen sind wir eher pracktischer angehaucht. dazu kommt de natürliche spieltrieb des mannes im allmeinen und die lust im düstern mit ner taschenlampe rumzufuchteln im besonderen.

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  5. Ich hatte mir das gestern Abend vor dem schlafen gehen noch durch gelesen und musste in mich hinein lachen. Es sind meist diese kleinen, winzigen und zufälligen Situationen, die mit einem plötzlichen Angstgefühl einher gehen. Völlig alltäglicher Kram, der sich in ein kleines Monster im Kopf verwandelt. Hinterher lache ich immer drüber.
    Eins musst du mir allerdings verraten, wie du die Spaggis gleichzeitig gar bekommst. UND wie lang die armen Dinger sind. Ich habe da mal was im italienischen Supermarkt gesehen … *hach

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  6. Übrigens – mal wieder untergegangen – das Bild ist herzallerliebsthachverdächtig.

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  7. ich hab bei mir im garten so ein flutlicht mit bewegungsmelder für solche abenteuer. das macht das einfacher. und es erschreckt manche katze, die ins salatbeet k….en will. ;)
    aber irgendwie bin ich froh, dass du sowas nicht hast. denn so wäre der welt vielleicht wieder ein interessanter blogeintrag entgangen.

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  8. nieder mit Gartenflutlichtanlagen, alle auf die Blogbarrikaden!! :-)

    Tanja, genau die, die man in manchen italienischen Supermärkten sieht, 50 cm sind die Dinger lang… man muss sie dann in den Spargeltopf stecken, kurz einweichen und irgendwie schnell umdrehen, dann zeimlich lange mit der Grillgabel rumfuchteln, bis man sicher ist, dass sie nicht zusammenkleben. in diesem Moment sind die meistens auch schon fast gar.

    Aldente. ich glaube, heue mittag gehts zum Italiener. Madonna mia, kaum gefrühstückt, hab ich schon Hunger!

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  9. wo du von aldente schreibst…wie schmeckt der neue job ?

    bei uns gibt es gleich apfelpfannkuchen :-)

    und nudeln könnte ich jeden tag. zum leidwesen von silke.

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  10. Berni, wenn man etwas gern macht,m ist es keine Arbeit. die Spagghetti waren köstlich.
    Apfelpfannkuchen mag ich sehr, erinnert mich an gute alte Zeiten bei meiner Oma…..

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