Am Rande eines Wolkenbruches ging ich eines Tages im Feld spazieren, barfuss.
Hundert Meter links von mir regnete es, während Sonne auf mein Gesicht schien, und der Boden unter meinen Füßen war warm. Dann kam der Regen näher und für ein-zwei-drei Sekunden regnete es genau neben mir, so dass ich das Nass riechen und hören, aber noch nicht spüren konnte.
Ich erinnere mich super klar an diesen Moment. An diese physisch spürbare Grenze zwischen nass und trocken – wie zwischen ja und nein, zwischen weiß und schwarz, sein oder nicht sein. Glück und Unglück wurden voneinander getrennt und nebeneinander auf die Bühne gestellt.
Manche Momente im Leben sind ganz besonders und es darum wert, dass ich sie nochmal hervorhole. Dieser Barfussmoment war im Juni 2009.
Kurz danach brach der Regen über mich. Ich stand nun da, von oben gleichzeitig von Sonne und Regen getroffen und begriff etwas sehr wichtiges:
Dass es keine Grenzen gibt zwischen ja und nein, möglich und unmöglich, gestern und heute, sein oder nicht sein. Alles ist eins, in diesem hier und jetzt dieses Augenblicks.
Und dann kam ein Regenbogen.
Ein paar Tage nach diesem unvergesslichen Regen ist Michael Jackson gestorben, und dieses Ereignis holte alte meine Kindheitserinnerungen hoch.
In den Jahren, als wir noch Mädchen waren und zum ersten mal eine schlecht synchronisierte Version von Pretty Woman sehen durften, in diesen Jahren durften wir auch zum ersten Mal Musik von King of Pop hören. und für mich war er sehr lange Zeit der Mann, der sich in dem Musikvideo nach einem kurzen Gespräch in eine katzenähnliche Gestalt verwandelte, ich habe mich zu Tode gefürchtet, und doch die Videokassette immer wieder nach vorne zurückgespult.
Der Rest – Gerüchte und Gerede – sind mir unwichtig. Jeder von uns erlebt alles auf seine eigene Art und Weise.
Fragen bleiben im Kopf: Was passiert mit uns, wenn unsere Jugendidole langsam älter werden oder gar sterben und nur noch in Erinnerung existieren?
Und wofür ich wohl geboren wurde.
Ich mag Fragen.
Und du?

PS: Großteil der Zeilen in diesem Beitrag ist in 2009 entstanden. Mein Blog existiert seit 2008, und manchmal stelle ich fest, dass ich über die mir wesentlichen Themen – Selbstreflexion, Wahrnehmung, Wachstum, anders sein – bereits genug geschrieben habe. Ich mag die Tiefe meiner eigenen Texte aus den ersten Blog-Jahren – da schwebt für mich selbst die jugendliche Unschuld einer kreativen Freude, die weder von der künstlichen Intelligenz noch von SEO Gedanken getrübt war. Und ja, ich erlaube mir nun – 16 Jahre später – wieder zu diesem Schreibstil zurück zu kehren.
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