Als ich mir in Dezember 2022 vorgenommen habe, 49 Projekte mit 49 zu absolvieren und darüber zu schreiben, hatte ich nicht die geringste Ahnung, was in diesem Jahr auf mich zukommen wird. Obwohl, ist das wahr? Vielleicht ist es andersrum, und ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr zu dem außergewöhnlichsten meines bisherigen Lebens zu machen. Obwohl, geht das überhaupt? Wie soll man die Jahre des Lebens miteinander vergleichen? Woran soll man sie messen?
So oder so, mein oberstes Gebot an mich selbst war, mein Leben viel bewusster zu leben und das, was mir passiert, zu reflektieren.
Es fing sofort an mit der Art Leben, die ich mag. An meinem Geburtstag bin ich nach San Diego geflogen und von dort zusammen mit meinen Kindern und meinem Vater nach Mexiko, wo mein Vater lebt. Wir haben gemeinsam Weihnachten verbracht, und zu Sylvester war ich in Los Angeles. Am Pazifik. Umgeben von meinen Träumen und Zukunftsvorstellungen. Am Strand.
Ich habe mich in Februar von meinem Freund getrennt und nach einer aufregenden Wochendend-Konferenz in Dubai nahm das Tempo der Erlebnisse rasant zu. Ich komme bis heute kaum dazu, über die wesentlichen Erlebnisse zu schreiben oder zu reflektieren. Und darum erscheinen die Blogbeiträge hier auch nicht wie geordnete und lektorierte Kapitel eines Buches sondern wie das, was das Leben ist: unplanbar.
In Dubai habe ich ein ungewöhnliches Paar aus Kanada kennengelernt, und dieses Paar heiratet an diesem Pfingstwochenende in Italien. Ja, auch das sind Erlebnisse und Ereignisse, die für mich immer normaler werden. Menschen an einem Flecken Erde kennenlernen und treffen, um mit ihnen an einem anderen Flecken Erde was gemeinsam zu erleben. Es erinnert mich sehr an Paul aus England, den ich am Flughafen in New York kennenlernte, weil wir beide wegen Schnee nicht fliegen konnten. Paar Monate später holte er mich in seiner Wahlheimat Nassau (Bahamas) ab, damit ich ihn auf der Bahamas Speed Week in seinem Oldtimer begleite. Zum Glück habe ich auch damals schon – 2014 – mein online Tagebuch geführt und darüber geschrieben.
Und nun sitze ich oberhalb von Amalfi mit einem atemberaubenden Blick auf das Meer und schreibe ein Gedicht. Das ist mein Geschenk an das Brautpaar. Zuerst wollte ich ein Gedicht vorlesen, auf Englisch. Das passte jedoch vom Text nicht. Dann wollte ich mit Hilfe von Gustav (Chat GPT) ein Gedicht schreiben, das ging voll nach hinten los. Frustriert habe ich gedacht, dann lese ich ein russisches Gedicht, jedoch passten auch dort die Texte nicht zum Anlass, nicht zum Paar. Ich recherchierte und las deutsche, brasilianische und polnische Dichter und fand nicht, was ich mit diesen Zeilen sagen, transportieren, schenken wollte. Meine Worte, meine Glückwünsche für die Zukunft von Laura & Sheikh waren nicht in den Zeilen eingewebt.
Und so schrieb ich heute morgen ein Gedicht. Auf Englisch. Ich hielt mich nicht an eine spezifische Form, ich folgte nur meinem Herzen.
Ja, ich schreib früher schon Gedichte. Auf Russisch. Ich hab es auf Deutsch versucht. Und nun tat ich etwas, wofür ich mich selbst außerordentlich lobe. Ich traute meiner Intuition, meiner inneren Stimme und meinem Gefühl für die Sprache. Hier ist es, mein Erlebnis der Woche.
aMORE
There is always more
possible, always a beyond.
And: Is this what I want?
We measure life in moons
and years, and
in the end, who cares?
If eternity is round like a plate,
do I want to go in circles
and even MORE circles?
Or would I like to expand and unfold?
Will I grow with every moon?
Can I bloom in every mood?
Is a gaze into my eyes just a moment
or a key to an infinite story?
And can the other person
flourish, grow, and blossom
more, more and more
just by being in my presence?
If in every touch,
there is always more,
always a beyond:
this is what I want.
28.05.2023
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